Vor den UN-Verhandlungen über ein internationales Abkommen zur Eindämmung der Plastikmüllflut haben Minister und andere Regierungsvertreter aus rund 60 Ländern in Paris über Lösungen diskutiert. Bei den Gesprächen sei es um die Produktion, die Entsorgung und das Recycling von Plastik sowie um die Gefahren durch Mikroplastik gegangen, teilte die französische Umweltstaatssekretärin Bérangère Couillard am Samstagabend mit. Auch über die Unterstützung der Entwicklungsländer im Umgang mit Plastikmüll sie gesprochen worden.
Frankreich hatte das Treffen organisiert, um den am Montag beginnenden Verhandlungen über ein Plastik-Abkommen mehr Schwung zu geben. Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nahm an den Beratungen teil.
"Wir müssen aufpassen, dass die Frage des Recyclings nicht die Debatte über die Verringerung der Plastikproduktion ersetzt", warnte der französische Minister für den ökologischen Übergang, Christophe Béchu. "Wenn wir unsere Recyclingsquote erhöhen, aber parallel dazu unsere Produktion erhöhen, verzögern wir die Lösung des Problems. Also verringern wir erstens, zweitens erhöhen wir den Anteil der Wiederverwertung."
Diese Haltung wird von der sogenannten High Ambition Coalition to End Plastic Pollution (Sehr ehrgeizige Koalition zur Beendigung der Plastikverschmutzung) vertreten. Dem Bündnis unter der Führung von Ruanda und Norwegen gehören 56 Länder an, darunter Deutschland und die EU sowie Kanada und Chile. Seit Freitag traten ihm Japan, Gabun und Mauritius bei. Länder wie die USA, China und Indien stellen hingegen eine bessere Plastikabfallentsorgung und -wiederverwertung in den Vordergrund.
Im vergangenen Jahr hatten sich 175 Nationen verpflichtet, sich bis 2024 auf ein rechtlich verbindliches UN-Abkommen gegen die Plastikvermüllung von Umwelt und Meeren zu einigen. Die Verhandlungen in Paris sind von Montag bis Freitag angesetzt. Diskutiert werden ein Verbot von Einwegplastikprodukten und die Anwendung des Verursacherprinzips.
Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurden im Jahr 2019 rund 460 Millionen Tonnen Plastik produziert. Zwei Drittel dieser Menge wird nach einmaligem oder wenigem Gebrauch weggeworfen. Nur zehn Prozent werden recycelt.
Millionen Tonnen Plastik landen in der Umwelt und im Meer, oft in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln. Dieses sogenannte Mikroplastik kann nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern auch in den Blutkreislauf von Lebewesen eindringen.
Die Plastikproduktion trägt außerdem zum Klimawandel bei. 2019 verursachte sie 1,8 Milliarden Tonnen Treibhausgase und damit immerhin 3,4 Prozent der klimaschädlichen Gase weltweit.
yb