Bei einem Bombenanschlag auf den Konvoi des afghanischen Vizepräsidenten Amrullah Saleh sind nach Angaben des afghanischen Innenministeriums mindestens zehn Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Die Fahrzeugkolonne mit dem Vizepräsidenten sei am Mittwoch in der Hauptstadt Kabul angegriffen worden, teilte das Büro des Vizepräsidenten mit. Saleh wurde bei dem Anschlag nach eigenen Angaben leicht verletzt.
Der Vizepräsident zeigte sich kurz nach dem Anschlag in einem Video im Onlinedienst Facebook mit einer verbundenen Hand. "Meinem Sohn, der mit mir im Auto war, und mir geht es gut", sagte Saleh. "Die Explosion war heftig."
Ein Mitarbeiter Salehs, der seinen Namen nicht genannt haben wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein Selbstmordattentäter habe sich nahe des Konvois in die Luft gesprengt, als der Vizepräsident von seinem Haus zu seinem Büro habe fahren wollen.
Bei den Toten handele es sich um Zivilisten, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Es seien größtenteils Menschen, die in der Gegend arbeiten würden. Unter den Verletzten sind demnach auch einige der Leibwächter Salehs.
Die Taliban, die in einer Vereinbarung mit den USA versprochen hatten, auf Angriffe in städtischen Gebieten zu verzichten, stritten jede Beteiligung an dem Anschlag ab. Delegationen der Taliban und der afghanischen Regierung bereiten sich derzeit auf Friedensgespräche in der katarischen Hauptstadt Doha vor. Trotz der anstehenden Verhandlungen gibt es fast täglich Angriffe der Taliban.
Die EU in Afghanistan bezeichnete den Angriff als "verzweifelten Versuch" die Friedensbemühungen zu stören. Die Nato-Mission in Afghanistan teilte mit, die "Feinde des Friedens" würden den Wunsch des afghanischen Volkes nach Friedensgesprächen ignorieren.
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani verurteilte den Angriff als "Terroranschlag". Die "Terroristen und ihre ausländischen Unterstützer" könnten jedoch nicht den "Glauben der Menschen an Frieden, Demokratie und die strahlende Zukunft unseres Landes" untergraben, teilte Ghani mit.
Saleh ist ein scharfer Kritiker der radikalislamischen Taliban. Erst am Sonntag hatte er angesichts der Verhandlungen gesagt, dass Kabul auf ein Ende der Gewalt drängen würde. "Der erste Test für die Taliban ist ein Waffenstillstand", sagte Saleh dem afghanischen Sender Tolo-News.
Bereits im vergangenen Jahr überlebte er vor den Präsidentschaftswahlen einen Angriff. Dabei wurden mindestens 20 Menschen getötet und Dutzende verletzt, als ein Selbstmordattentäter und weitere bewaffnete Männer Salehs Büro in Kabul angriffen.
by Najiba NOORI