Bei einem Raketenangriff auf einen Wohnblock in der westukrainischen Stadt Lwiw sind mindestens vier Menschen getötet worden. Der Angriff habe in zwei Gebäudeteilen das dritte und vierte Stockwerk zerstört, teilte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko am Donnerstag im Messengerdienst Telegram mit. Vier Menschen seien getötet und neun weitere verletzt worden. Rettungskräfte bemühten sich darum, noch unter den Trümmern eingeschlossene Menschen zu erreichen.
Mehr als 50 Wohnungen und ein Wohnheim der Polytechnischen Universität seien beschädigt worden, erklärte der Bürgermeister der Stadt, Andrij Sadowyj, auf Telegram. Es handele sich um den größten Angriff auf zivile Infrastruktur in Lwiw seit Beginn der russischen Invasion.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte nach dem Angriff eine "handfeste Reaktion" an. "Folgen des nächtlichen Angriffs russischer Terroristen", schrieb Selenskyj zu einem Telegram-Video, das ein zerstörtes Gebäude zeigt. "Leider gibt es Verletzte und Tote... Es wird auf jeden Fall eine Reaktion auf den Feind geben. Eine handfeste."
Unklar war zunächst, wie viele Raketen abgefeuert worden waren. Der Gouverneur Maksym Kosyzki hatte zuvor unter Berufung auf das Luftwaffenkommando der Ukraine gewarnt, auf die Regionen im Westen der Ukraine bewegten sich "mehrere" Raketen zu.
In einem von Kosyzki veröffentlichten Video ist zu sehen, dass Teile der obersten Etage eines mehrstöckigen Gebäudes zerstört wurden. Die Rettungsdienste seien vor Ort und Helfer durchsuchten die Trümmer, erklärte Kosyzki. "Wir tun alles, um Menschen zu retten."
Lwiw liegt hunderte Kilometer von der Front entfernt im Westen der Ukraine, die Stadt und ihre Umgebung waren seit dem Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2022 dennoch wiederholt Ziel von Angriffen. In der Nacht zum 20. Juni war laut Kosyzki "wichtige Infrastruktur" in der Stadt von Drohnen getroffen worden.
Die Ukraine hat ihre Luftabwehrsysteme mithilfe von Waffenlieferungen aus dem Westen gestärkt und die Zahl russischer Raketen und Drohnen, die die Luftverteidigung durchbrechen, hat seitdem abgenommen. Der Sprecher der Luftwaffe, Jurij Ignat, warnte zuletzt jedoch, die gelieferten Systeme reichten nicht aus, um das ganze Land ausreichen zu schützen.
Selenskyj sagte in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview, zu langsame Waffenlieferungen des Westens hätten auch den Beginn der ukrainischen Gegenoffensive verzögert und es Russland ermöglicht, seine Verteidigung in den besetzten Gebieten stärken, unter anderem mit Minen.
Die Gegenoffensive komme "aufgrund bestimmter Schwierigkeiten auf dem Schlachtfeld" nicht schneller voran, sagte der ukrainische Präsident im US-Sender CNN. "Dort ist alles stark vermint." Aus diesem Grund hätte er sich einen deutlich früheren Beginn der Offensive gewünscht. Er habe die USA und Europa daher immer wieder dazu gedrängt, die dafür notwendigen Waffen und Materialien zu liefern. "Warum? Ganz einfach, weil es langsamer vorangeht, wenn wir später anfangen, und wir Verluste erleiden werden, weil alles stark vermint ist", sagte Selenskyj.
mid