Bei einem heftigen Erdbeben im Zentrum Kroatiens sind am Dienstag mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern sei ein junges Mädchen in der besonders betroffenen Stadt Petrinja sowie fünf weitere Menschen in einem nahegelegenen Dorf, teilte die Polizei mit. Das Beben 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Zagreb war auch in Österreich sowie Serbien zu spüren. Im Nachbarland Slowenien wurde präventiv das Atomkraftwerk Krsko abgeschaltet.
Kroatischen Medienberichten zufolge soll das getötete Mädchen zwölf Jahre alt gewesen sein. In Zagreb fielen Ziegel von den Dächern, und Bewohner rannten in Panik auf die Straßen, wie ein AFP-Reporter berichtete.
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS erreichte das Beben eine Stärke von 6,4. Das Epizentrum lag nahe Petrinja. In der Stadt mit rund 20.000 Einwohnern stürzten zahlreiche Wohngebäude ein. Auch ein glücklicherweise leer stehender Kindergarten sei zerstört worden, sagte Bürgermeister Darinko Dumbovic einem Radiosender.
"Die Stadt ist eine einzige Ruine. Wir retten Menschen, wir retten Leben. Wir haben Tote, wir haben Vermisste, Verletzte... es ist eine Katastrophe", sagte Dumbovic. Die Behörden seien immer noch dabei, das ganze Ausmaß der Zerstörung zu ermitteln.
Rettungskräfte und Soldaten durchsuchten die Trümmer nach unter den eingestürzten Gebäuden eingeschlossenen Menschen. Rund 20 Verletzte wurden laut dem Sender N1 ins Krankenhaus eingeliefert, zwei von ihnen schweben demnach in Lebensgefahr. Um die Krankenhäuser zu entlasten, würden Corona-Patienten in andere Städte verlegt, erklärte Gesundheitsminister Vili Beros.
Regierungschef Andrej Plenkovic kündigte an, Container nach Petrinja schicken zu lassen. "Wir müssen alternative Unterkünfte finden, hier ist es nicht sicher", sagte er bei seinem Besuch. Als Vorsichtmaßnahme wurde das Atomkraftwerk Krsko vom Netz genommen, das Slowenien und Kroatien gemeinsam betreiben.
Das Erdbeben war eines der stärksten der vergangenen Jahre in Kroatien. Es erschütterte Petrinja laut USGS gegen 12.30 Uhr (MEZ) - nur einen Tag, nachdem ein kleineres Erdbeben der Stärke 5,2 bereits Schäden in der Stadt angerichtet hatte.
Die EU sicherte dem Mitgliedstaat Kroatien ihre Unterstützung nach dem "verheerenden Erdbeben" zu. Das EU-Katastrophenschutzteam sei "bereit, nach Kroatien zu reisen, sobald es die Situation erlaubt", schrieb EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen im Onlinedienst Twitter. EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte, "unsere Gedanken sind bei den Verletzten und den Rettungskräften".
Die Balkan-Region ist stark erdbebengefährdet, weil sich dort die afrikanische Platte unter die eurasische schiebt. Im März war Zagreb von einem Beben der Stärke 5,3 erschüttert worden - dem stärksten seit Jahrzehnten.
by Von Lajla VESELICA