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Mindestens 44 Tote an blutigstem Tag seit Putsch in Myanmar

UN-Gesandte fordert internationale Rückendeckung für Demonstranten

Die Zahl der Getöteten bei den jüngsten Protesten gegen den Militärputsch in Myanmar ist auf mindestens 44 gestiegen. Die Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) teilte am Montag mit, dass nach den Demonstrationen am Sonntag sechs weitere Todesfälle bestätigt worden seien. Zuvor waren 38 Tote gemeldet worden. Damit war der Sonntag der bislang blutigste Tag seit Beginn der Proteste, bei denen laut AAPP insgesamt mehr als 120 Menschen getötet wurden.

Die Vereinten Nationen verurteilten die jüngste Gewalt gegen Demonstranten in Myanmar und verlangten mehr internationale Unterstützung für die Protestierenden. "Die internationale Gemeinschaft inklusive der regionalen Akteure muss zusammenstehen in Solidarität mit den Menschen in Myanmar und ihrem Streben nach Demokratie", erklärte die UN-Sondergesandte für das südostasiatische Land, Christine Schraner Burgener.

Schraner Burgener verurteilte das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte. "Die anhaltende Brutalität auch gegen medizinisches Personal und die Zerstörung öffentlicher Infrastruktur untergraben die Aussicht auf Frieden und Stabilität." Die UN-Sondergesandte sprach von "herzzerreißenden Berichten von Tötungen, Misshandlungen von Demonstranten und Folter von Gefangenen", die ihr von Kontaktpersonen in Myanmar übermittelt worden seien.

Seit der Machtübernahme des Militärs Anfang Februar protestieren in Myanmar jeden Tag zehntausende Menschen gegen die Junta. Die Sicherheitskräfte gehen mit Tränengas, Gummigeschossen und scharfer Munition gegen die Demonstranten vor.

Am Montag verhängte die Militärführung das Kriegsrecht über vier weitere Stadtteile Yangons. Seit Sonntag galt dies bereits für zwei Stadtviertel der Metropole. Das mobile Internet war zwischenzeitlich abgeschaltet. Das Kriegsrecht ermöglicht unter anderem Verfahren gegen Festgenommene vor Militärgerichten. Den Beschuldigten drohen jahrelange Haftstrafen und Zwangsarbeit bis hin zu Todesstrafen.

Die von der Militärjunta entmachtete De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sollte am Montagmorgen vor Gericht erscheinen. Eine geplante Video-Anhörung Suu Kyis wurden dann aber auf den Mittwoch kommender Woche verschoben. Wie ihr Anwalt Khin Maung Zaw erläuterte, gab es für die geplante Video-Anhörung keine Internet-Verbindung.

Die Militärführung wirft der 75-Jährigen vor, illegal elf Kilogramm Gold sowie umgerechnet gut 500.000 Euro angenommen zu haben. Ihr Anwalt hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einer "Schmutzkampagne" gesprochen. Das Militär beschuldigt Suu Kyi zudem noch weiterer Vergehen, darunter Verstöße gegen Importbestimmungen und "Anstiftung zum Aufruhr".

Die chinesische Regierung rief Landsleute in Myanmar zur Vorsicht auf. Mehrere Firmen von Chinesen seien "zerstört, ausgeraubt und in Brand gesetzt worden", erklärte die chinesische Botschaft in Myanmar. Chinesische Bürger seien verletzt worden. Viele Demonstranten in Myanmar vermuten, dass China die Militärjunta unterstützt. Taiwan forderte seine Bürger auf, sie sollten vor ihren Geschäften Flaggen Taiwans aufziehen, um sich von chinesischen Unternehmen zu unterscheiden.

by STR