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Mindestens 32 Tote bei Unruhen in Südafrika

Plünderungen dauern den fünften Tag in Folge an

Bei den tagelangen Ausschreitungen in Südafrika infolge der Inhaftierung von Ex-Präsident Jacob Zuma sind bislang mindestens 32 Menschen ums Leben gekommen. Allein aus Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal meldete der dortige Regierungschef Sihle Zikalala am Dienstag 26 Tote. Die Ausschreitungen und Plünderungen dauerten am Dienstag den fünften Tag in Folge an, obwohl die Regierung bereits das Militär in die betroffenen Regionen entsandt hat.

Ausgangspunkt der Unruhen war am Freitag die Provinz Kwazulu-Natal, sie breiteten sich jedoch auch auf andere Teile des Landes aus. Auch aus der Provinz Gauteng meldete die Regierung am Montag sechs Tote.

Präsident Cyril Ramaphosa hatte am Montagabend in einer Fernsehansprache die Entsendung von Soldaten zur Unterstützung der Polizei in die beiden Provinzen angekündigt. "In den vergangenen Tagen und Nächten hat es Akte der Gewalt von einer Art gegeben, die wir in der Geschichte unserer Demokratie selten erlebt haben", sagte Ramaphosa.

Der langjährige Präsident Zuma war Ende Juni vom Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, die er vergangene Woche antrat. Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas auf die Straße.

Die Proteste schlugen vielerorts in Gewalt um. Bisher wurden 757 Menschen festgenommen, der Großteil von ihnen in Johannesburg, wie Polizeiminister Bheki Cele mitteilte. Die Polizei werde dafür sorgen, dass sich die Situation "nicht weiter verschlechtert", kündigte er an.

Allerdings hielten die Plünderungen insbesondere im Johannesburger Vorort Soweto und in Pietermaritzburg, der Hauptstadt der Provinz KwaZulu-Natal, auch am Dienstag an. In Soweto patrouillierten Soldaten auf den Straßen, wie AFP-Reporter berichteten.

Fernsehsender zeigten, wie die Plünderer teilweise riesige TV-Sets, Kinderfahrräder, Bürostühle, Windeln und Konserven aus den Geschäften trugen. Bei den ersten Randalierern hatte es sich meist um junge Männer gehandelt, später kamen weitere Anwohner auf der Suche nach Lebensmitteln und Waren, die sie veräußern können, hinzu - darunter sogar Kinder.

Südafrika ist das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land auf dem afrikanischen Kontinent. Die Pandemie hat das Land in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt und die Arbeitslosenzahlen nach oben schnellen lassen.

Am Dienstagmorgen stürmten dutzende Männer, Frauen und Kinder, einige davon noch im Morgenmantel, eine Metzgerei im Stadtteil Diepkloof in Soweto. Sie räumten die Kühlräume leer und flüchteten schwerbepackt mit dem gefrorenen Fleisch. Ein einzelner Wachmann konnte dem Treiben nur hilflos zusehen. Die Polizei tauchte erst drei Stunden später auf, um die letzten Plünderer zu vertreiben und festzunehmen.

Auch im heruntergekommenen Stadtteil Jeppe nahe dem Zentrum von Johannesburg lieferten sich in der Nacht zu Dienstag Polizisten und private Sicherheitsleute Auseinandersetzungen mit Randalierern.

Vor allem bei ärmeren Südafrikanern ist der 79-jährige Zuma auch nach zahlreichen Korruptionsaffären immer noch beliebt. Der frühere Kämpfer gegen die Apartheid war 2009 als Hoffnungsträger der Armen an die Macht gekommen. Bei vielen Südafrikanern verspielte er durch seine zahllosen Korruptionsaffären aber jede Glaubwürdigkeit. Anfang 2018 kam der skandalumwitterte Präsident mit seinem Rücktritt einer Absetzung zuvor.

Da Zuma gegen seine Verurteilung zu 15 Monaten Haft nicht in Berufung gehen kann, haben seine Anwälte die Annullierung des Urteils beantragt. Das Verfassungsgericht entschied daraufhin, das Urteil noch einmal zu überprüfen. Wann die Entscheidung des Gerichts fällt, ist unklar.

by Von Susan NJANJI