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Militärausgaben in Europa so hoch wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr

Die Militärausgaben in Europa sind nach dem jüngsten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Gleichzeitig erreichten die weltweiten Ausgaben mit 2,24 Billionen Dollar (rund 2,04 Billionen Euro), also etwa 2,2 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP), einen neuen Rekordwert, wie Sipri in dem am Montag veröffentlichten Bericht festhält.

Grund für den weltweiten Anstieg seien neben dem Krieg in der Ukraine, "der die europäischen Budgets nach oben zieht", auch "ungelöste und wachsende Spannungen in Ostasien", sagte Ko-Autor Nan Tian der Nachrichtenagentur AFP. Im Vergleich zum Jahr 2021 stiegen die weltweiten Militärausgaben demnach um 3,7 Prozent an.

Europäische Staaten gaben laut Sipri im Jahr des Beginns des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine inflationsbereinigt 13 Prozent mehr für Waffen aus als im Jahr davor. Das ist der höchste Anstieg seit 30 Jahren. Im Vergleich zu 2013 stiegen die Militärausgaben der europäischen Staaten sogar um 38 Prozent.

Die absolute Summe von 480 Milliarden Dollar entspricht preisbereinigt dem Niveau der Militärausgaben von 1989, dem letzten Jahr des Kalten Krieges. Die Sipri-Experten gegen davon aus, dass sich der Aufwärtstrend in den nächsten zehn Jahren noch beschleunigen wird.  

Die Ukraine steigerte ihre Militärausgaben in 2022 dem Bericht zufolge fast um das Siebenfache. Mit 44 Milliarden Dollar entsprach der Militärhaushalt demnach etwa einem Drittel des ukrainischen BIP. In diese Zahlen sind laut Sipri nicht die Waffenschenkungen im Wert von dutzenden Milliarden Dollar aus dem Ausland eingerechnet. Den Sipri-Schätzungen zufolge stiegen die russischen Militärausgaben 2022 um 9,2 Prozent auf 86,4 Milliarden Dollar.

Weltweit steigen die Militärausgaben nach einem deutlichen Rückgang in den 1990er Jahren seit den 2000er Jahren wieder stetig an - insbesondere durch die Investitionen Chinas in seine Streitkräfte sowie infolge der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014.

Die höchsten Militärausgaben hatten 2022 erneut mit Abstand die USA (877 Milliarden Dollar). China, das mit geschätzten 292 Milliarden Dollar den zweitgrößten Verteidigungshaushalt der Welt aufweist, steigerte seine Ausgaben inflationsbereinigt um 4,2 Prozent. 

"China investiert massiv in seine Marine, um offensichtlich seine Schlagkraft in Richtung Taiwan und im gesamten Südchinesischen Meer zu steigern", sagte Tian AFP. Japan, Indonesien, Malaysia, Vietnam und Australien versuchten, als Anrainer Schritt zu halten. 

Deutschland gab dem Sipri-Bericht zufolge im vergangenen Jahr 55,8 Milliarden Dollar (50,8 Milliarden Euro) für seine Verteidigung aus und steht damit weltweit wie im Vorjahr an siebter Stelle noch hinter Großbritannien, Saudi-Arabien, Indien und Russland. Diese Zahlen beziehen auch Schenkungen an die Ukraine mit ein.

London gebe "traditionell mehr" als Berlin und Paris für die Verteidigung aus und "hat auch mehr hergegeben", erläuterte Tian. 

Im Vergleich zum Jahr 2021 steigerte die Bundesregierung die Militärausgaben um 2,3 Prozent. Auf das BIP gesehen blieb Berlin jedoch mit 1,4 Prozent für den Verteidigungshaushalt deutlich unter dem Nato-Ziel von zwei Prozent.

ma/ju