Knallhartes Urteil von Wirtschafts-Fachblatt! Noch bevor die Memoiren von Angela Merkel erscheinen, urteilt der Economist kritisch: Deutschland sei nach ihrer Kanzlerschaft erneut der "kranke Mann Europas“. Und Merkels Politik ist schuld daran! Hier die harte Einschätzung:
Am Ende November wird die Ex-Kanzlerin ihr Buch Freiheit. Erinnerungen 1954–2021 veröffentlichen. Doch das britische Magazin The Economist ist bereits überzeugt, dass Merkels Rückblick „defensiv“ ausfallen muss. In der Kolumne "Charlemagne“ heißt es, Merkels 16-jährige Amtszeit habe Deutschland durch "jahrelanges Durchwursteln ohne grundlegende Reformen“ erneut in eine wirtschaftlich schwache Position gebracht. Vor 25 Jahren sprach das Magazin Deutschland erstmals diesen Titel des "kranken Mannes Europas“ zu, hatte zwischenzeitlich jedoch versöhnlichere Einschätzungen. 2013 setzte das Magazin sogar große Hoffnungen in einen weiteren Wahlsieg Merkels, um Deutschlands Rolle als Wirtschaftsmacht zu festigen.
Rückblickend jedoch fällt das Urteil über Merkels Amtszeit kritisch aus. Monat für Monat werde klar, dass ihre Entscheidungen Deutschland und die EU wirtschaftlich geschwächt hätten. Unter anderem wird ihr eine Reihe von geopolitischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten angelastet: Deutschland sei ohne Unterstützung der USA militärisch kaum verteidigungsfähig, habe eine starke Abhängigkeit vom chinesischen Exportmarkt und benötige russisches Gas, um die Industrie am Laufen zu halten. Der Ukraine-Krieg habe die unzureichende Vorsorge Deutschlands drastisch offengelegt. Zudem wird Merkel vorgeworfen, dem Abbau demokratischer Strukturen in Staaten wie Ungarn tatenlos zugesehen und die Beziehungen zu Budapest geschäftlich für Deutschland genutzt zu haben. 2015, als Merkel vielen Geflüchteten die Tür öffnete, brachte dies politische Gegenreaktionen hervor. Während ihre Haltung als moralisch richtig gewürdigt wird, habe sie auch den Aufstieg rechtsextremer Strömungen in Deutschland und anderen Ländern begünstigt.
Der Economist kritisiert Merkels vermeintliche Taktik des "Merkelns“: Krisen auszusitzen und teils monatelang abzuwarten. Am Ende resümiert die Kolumne: „Frau Merkel hat Deutschland in einer trügerischen Ruhe geführt und in eine geopolitische sowie wirtschaftliche Schlafphase versetzt, aus der es nun erst wieder erwachen muss.“