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Merkel wirbt für Zusammenarbeit mit Afrika und "faire" Impfstoffverteilung

Afrika-Verein mahnt Hilfe bei Impfprogrammen an

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat anlässlich der Konferenz zur G20-Initiative "Compact with Africa" für die wirtschaftliche Zusammenarbeit geworben und zugleich die Bedeutung der Eindämmung der Corona-Pandemie auch auf dem afrikanischen Kontinent betont. Für die wirtschaftliche Erholung komme es darauf an, die Pandemie unter Kontrolle zu halten und "möglichst zu überwinden", sagte Merkel. Dafür bedürfe es einer Erhöhung der weltweiten Produktion und einer "fairen Verteilung der Impfstoffe".

Daher habe Deutschland von Anfang an die Impfinitiative Covax unterstützt, sagte Merkel am Freitag in Berlin. "Mit 2,2 Milliarden Euro sind wir der weltweit zweitgrößte Geber nach den USA", fügte die Kanzlerin hinzu. Zudem beteilige sich Deutschland an der Abgabe von Impfstoffen, sagte Merkel und verwies auch auf "unsere konkrete Unterstützung eines Produktionsaufbaus in Afrika".

Im Vorfeld der "Compact with Africa"-Konferenz hatte der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft Hilfe bei den Impfprogrammen des Kontinents angemahnt. Deutschland müsse "jetzt helfen" und sich bemühen, viel enger mit den Regierungen afrikanischer Länder zusammenzuarbeiten, sagte der Vereinsvorsitzende Stefan Liebing den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). "Wir sollten bilateral arbeiten und mehr Impfstoff an Afrika abgeben."

Nicht jedes Land in Afrika sei gleich stark von der Corona-Pandemie betroffen, sagte Liebing. Der entscheidende Punkt sei nun aber, den Impfstoff möglichst flächendeckend zu verteilen.

Kurzfristig werde es nicht möglich sein, "die afrikanischen Bedarfe komplett in Afrika herzustellen", sagte der Vorsitzende des Afrika-Vereins weiter. "Aber wenn wir jetzt anfangen, eine zusätzliche Impfstoffquelle vor Ort durch lokale Produktion zur Verfügung zu stellen und das Schritt für Schritt wächst, dann kann es zumindest für die nächsten Krankheitswellen von großer Bedeutung sein."

Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech gab am Freitag unterdessen bekannt, dass er den Aufbau "nachhaltiger Produktionsmöglichkeiten für Impfstoffe" in den afrikanischen Ländern Ruanda und Senegal evaluieren werde, "um die Impfstoffversorgung der Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union zu unterstützen".

Wie das Unternehmen mitteilte, kamen in Berlin der Präsident von Ruanda, Paul Kagame, der senegalesische Präsident Macky Sall und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Biontech-Chef Ugur Sahin zusammen, um die Entwicklung nachhaltiger Lösungen für die Impfstoffproduktion in Afrika zu diskutieren. In einer gemeinsamen Erklärung bekräftigte Biontech die Absicht, mRNA-Impfstoffe aus den Entwicklungsprogrammen des Unternehmens für Malaria- und Tuberkuloseimpfstoffe auf dem afrikanischen Kontinent herzustellen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte anlässlich der "Compact with Africa"-Konferenz, Afrika bleibe trotz der Corona-Pandemie "ein wichtiger Markt für die deutsche Wirtschaft, der viele Chancen bietet". Merkel warb in ihrer Rede bei der deutschen Wirtschaft unter anderem für Investitionen in erneuerbare Energien in Afrika. Sie habe Afrika auf zahlreichen Reisen als "Kontinent der Chancen und der Ideen" kennengelernt sowie "als Kontinent mit vielversprechenden Wachstumsmärkten und mit vielen, vielen engagierten jungen Menschen".

Zugleich hob die Kanzlerin hervor, dass sich Reformen auch für die afrikanischen Länder selbst auszahlten: So habe es in den "Compact"-Staaten 2020 ein Wirtschaftswachstum von immerhin 0,1 Prozent gegeben, während andere Länder Wachstumseinbrüche verzeichnet hätten.

Die Initiative "Compact with Africa" war 2017 unter deutschem G20-Vorsitz gestartet. Ziel ist, die Investitionsbedingungen in afrikanischen Staaten zu verbessern und dadurch die Wirtschaft anzukurbeln. Deutschland unterstützt einige der zwölf Compact-Staaten auch durch eine engere Zusammenarbeit. Zur Gruppe gehören Ägypten, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo und Tunesien.

by Patrick T. FALLON