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Merkel: Nächste Öffnungsschritte jeweils nach frühestens zwei Wochen

Kanzlerin bedauert zögerliches Vorgehen im Herbst

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihren Plan für die weiteren Lockerungsschritte bei den Corona-Eindämmungsmaßnahmen erläutert. Es müsse jeweils ein "Infektionszyklus" abgewartet werden - liege die Sieben-Tage-Inzidenz nach einem Öffnungsschritt "zwei Wochen lang stabil unter 35, dann können wir den nächsten Schritt ins Auge fassen", sagte sie am Freitag im ZDF.

Sie sehe "drei Stränge" bei den noch stark eingeschränkten Bereichen, sagte Merkel: Zum einen höhere Klassen der Schulen, Berufsschulen und Universitäten, zum anderen die privaten Kontakte und als Drittes die Bereiche Kultur, "Gruppensport" sowie Restaurants und Hotels. "Wir müssen politisch entscheiden, welche Öffnungsschritte aus welchem Strang wollen wir jetzt als nächste", sagte Merkel. Dies werde auch bei den nächsten Bund-Länder-Beratungen am 3. März besprochen.

Die Kanzlerin verwies auf die Gefahr der ansteckenderen Corona-Varianten. "Deshalb müssen wir besonders aufmerksam sein", mahnte sie. Es hänge "von uns und klugen Öffnungsschritten ab, ob wir ohne eine groß ausgeprägte dritte Welle durch die Pandemie kommen oder ob wir zu unvorsichtig sind und dann doch wieder vielleicht steigende Fallzahlen haben, was ich vermeiden möchte."

"Wir haben eine schwierige Zeit jetzt hinter uns und sind noch mitten in ihr", räumte Merkel ein. "Aber wir haben in den letzten dreieinhalb Wochen die Fallzahlen immerhin halbiert. Das heißt: Wir sind auf einem Ast, der absteigt."

Die Schwelle von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen könne bald unterschritten werden, "wenn wir uns noch an die Kontaktbeschränkungen halten", sagte die Kanzlerin. "Ich glaube, dass wir die Inzidenz schon am 1. März erreichen können."

Kritisch blickte Merkel in dem Interview auf die Vorgehensweise im vergangenen Herbst. Man sei "zu zögerlich rangegangen" bei den Vorsichtsmaßnahmen. "Ich habe damals kein gutes Gefühl gehabt, aber ich habe die Entscheidung mitgetragen", sagte Merkel.

Als weiteres Versäumnis nannte die Kanzlerin, dass nicht ausreichend auf eine zu erwartende anfängliche Impfstoffknappheit hingewiesen worden sei. "Die ersten Wochen sind jetzt knapp, und das haben vielleicht auch manche Menschen anders erwartet." Im März aber würden die Impfzentren voll ausgelastet sein.

Merkel widersprach zudem der Kritik, dass Deutschland und die EU bei den Verhandlungen um Corona-Impfstoffe zu sparsam gewesen seien. "Für mich stellt es sich nicht so dar, dass wir knausrig waren", sagte sie. "Es ist genug Impfstoff bestellt worden."

Das Interview mit Merkel wurde am Freitagnachmittag auf der Internetseite des ZDF veröffentlicht. Es sollte am Abend in Auszügen in der Sendung "heute journal" ausgestrahlt werden.

by Tobias SCHWARZ