Anscheinend hat Angela Merkel ein Problem mit dem Virologen Christian Drosten. Denn die Kanzlerin hat nun bemängelt, dass der angesehene Mediziner der Berliner Charité häufig seine Meinung zur Sachlage ändere. Heute äusserte die Kanzlerin in der Video-Schalte mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer ihren Unmut.
Anscheinend ist Angela Merkel mit der Beratung einiger Virologen nicht ganz einverstanden. Die Kanzlerin soll ihrem Unmut in der Video-Schaltkonferenz freien Lauf gelassen haben. Besonders die Personalie Christian Drosten gebe einiges zu denken. Der Berliner Virologe hatte in der Vergangenheit schon öfter seine Meinung geändert. Beispiele gefällig? Zunächst sei Drosten gegen eine Schließung der Grenzen gewesen und habe stattdessen vorgeschlagen, die Bundespolizei sollten lieber für Rentner einkaufen gehen, statt sie an die Grenze zu schicken. Doch lediglich zwei Tage später habe auch er sich für die Schließung der Grenzen eingesetzt.
Merkel kritisierte Drosten außerdem wegen der Aussagen zur Ansteckungsgefahr von Kinder in der Pandemie. Zuletzt hatte Drosten gewarnt, Kinder seien nach aktuellem Stand der Dinge genauso ansteckend wie Erwachsene.
Nun warnen die Forscher wegen ihrer Ergebnisse vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten in ganz Deutschland. Drosten hingegen hatte sich auf eine„Science“-Studie berufen und beim NDR davon gesprochen, dass Kinder offenbar ein deutlich geringeres Ansteckungsrisiko hätten als Erwachsene.
Diese unterschiedlichen Auffassungen reizen die Bundeskanzlerin, die sagt: „Wir müssen anfangen mit der Perspektive für die Familien.“
Drosten hatte dem Kabinett vor kurzem auch Schulschließungen wärmstens nahelegte, obwohl er einen Tag zuvor noch das Gegenteil empfohlen hatten. Dazu meinte die Kanzlerin kürzlich: “Das war jetzt aber ein typischer Drosten.“ Drostens hingegen sieht keinen Widerspruch in seinen Aussagen, sondern meint, dass aus neuen Erkenntnissen eine neue Haltung folgen müsse.
Einer der Politiker, der die Wissenschaftler verteidigt, war Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU). Dieser sagte auf der anschließenden Pressekonferenz: Eine „Verteufelung“ der Wissenschaftler sei nicht angemessen. Die Virologen müssten ständig neue Forschungsergebnisse analysieren und ständig dazulernen. Söder meinte dazu ironisch: „Sogar Politiker sollen gestern mitunter was anderes sagen als heute.“ Bei der Pressekonferenz zeigte sich auch die Bundeskanzlerin zur Versöhnung bereit: “Das Kennzeichen von Wissenschaft ist, dass man immer wieder die neuen Erkenntnisse transparent macht. Es gebe „jeden Tag neue Erkenntnisse. Damit müssen wir leben. Das ist Teil unserer aufgeklärten Gesellschaft. Nichts wäre schlimmer, als wenn uns Wissenschaftler ihre neuesten Erkenntnisse vorenthalten würden“, erklärte Merkel.