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Menschenrechtsaktivistin aus Kamerun erhält Alternativen Nobelpreis

Auch Aktivisten aus Russland, Kanada und Indien geehrt

Sie ist eine entschlossene Kämpferin für den Schutz von Kindern in Kamerun: Für ihr Engagement wird die Juristin Marthe Wandou mit dem diesjährigen Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Wandou und die von ihr gegründete Organisation Aldepa erhalten die Auszeichnung für "die Schaffung eines Modells des gemeindebasierten Kinderschutzes angesichts terroristischer Übergriffe und geschlechtsspezifischer Gewalt in der Tschadsee-Region", wie die Right-Livelihood-Stiftung am Mittwoch bekanntgab. Auch zwei Aktivisten aus Russland und Kanada sowie eine Gruppe aus Indien wurden mit dem Preis geehrt.

Die in Stockholm ansässige Stiftung blieb ihrem Motto in diesem Jahr treu: Es werden häufig keine international bekannten Aktivisten oder Gruppen ausgezeichnet, sondern Menschen, die für den Klimaschutz, die Menschenrechte oder die Umwelt kämpfen, ohne dass die Aufmerksamkeit der Welt auf sie gerichtet ist.

Wandou engagiert sich den Angaben zufolge in ihrer Heimat seit den 1990er Jahren im Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern - insbesondere Mädchen - und hilft Betroffenen. Dabei setze sie mit ihrer Organisation Aldepa auf einen Ansatz, der Bildung, psychosoziale Betreuung und rechtlichen Beistand ermögliche. Durch das Einbeziehen von Eltern, Gemeindevorstehern und den Kindern selbst entstehe ein gemeinschaftlicher Schutz vor Gewalt und Ausbeutung, von dem bereits mehr als 50.000 Mädchen profitiert hätten.

Die Hilfsorganisation Misereor, die Aldepa seit Jahren bei der Arbeit unterstützt, reagierte "mit großer Freude" auf die Auszeichnung von Wandou. "Marthe Wandou ist eine charismatische Akteurin", erklärte die Organisation. Sie arbeite in einem herausfordernden Kontext, "der von extrem schwierigen Lebensbedingungen und zunehmender Unsicherheit und Verletzlichkeit der weiblichen Bevölkerung geprägt ist."

In der Tschadsee-Region leiden die Menschen seit Jahren unter Gewalt, Armut und den Auswirkungen des Klimawandels. Die mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verbündete Boko Haram verübt immer wieder Anschläge. Die Angst vor Überfällen oder Entführungen ist Menschenrechtsorganisationen zufolge besonders bei Frauen sehr groß. Viele leiden zudem unter häuslicher Gewalt oder werden bereits im Kindesalter verheiratet.

Ein weiterer Preisträger ist der russische Klimaaktivist Wladimir Sliwjak, der "für seinen langjährigen Einsatz für den Umweltschutz" geehrt wird. Sliwjak habe den zivilen Widerstand gegen die Kohle- und Atomindustrie in Russland gestärkt, teilte die Stiftung mit. Auch die kanadische Aktivistin Freda Huson darf sich über die Auszeichnung freuen: Sie wird für "ihren furchtlosen Einsatz in der Rückeroberung der Kultur ihres Volkes und die Verteidigung ihres Landes gegen verheerende Pipeline-Projekte" ausgezeichnet.

Die indische Aktivistengruppe Legal Initiative for Forest and Environment erhält den Preis der Stiftung zufolge "für ihre innovative juristische Arbeit, mit der sie Gemeinden in Indien beim Schutz ihrer natürlichen Ressourcen und in ihrem Einsatz für eine ökologische Demokratie" unterstützt. Die Arbeit aller nominierten Aktivisten sei "ein Beleg dafür, dass nachhaltige Veränderung möglich ist, wenn Gemeinschaften zusammenstehen", erklärte die Right-Livelihood-Stiftung.

Der Alternative Nobelpreis würdigt den Einsatz für Menschenrechte, Pressefreiheit, bürgerliche Freiheiten und Umweltschutz. Er wurde 1980 vom schwedisch-deutschen Philanthropen Jakob von Uexküll ins Leben gerufen, Leiter der Stiftung ist mittlerweile sein Neffe Ole von Uexküll.

Die Preise sind mit jeweils einer Million schwedischen Kronen (rund 100.000 Euro) dotiert. Das Geld ist für die Unterstützung der Arbeit der Preisträger gedacht und nicht zur persönlichen Verwendung. Im Jahr 2021 waren 206 Menschen und Organisationen aus 89 Ländern für den Preis nominiert – so viele wie noch nie. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und die Umweltaktivistin Greta Thunberg.

by OLYMPIA DE MAISMONT