Sie ist taff, charmant und vornehmlich für ihre humorvollen Filmrollen bekannt. Fans lieben Melissa McCarthy aber auch dafür, dass sie nicht den Idealmaßen 90-60-90 entspricht. Wegen ihrer Figur hatte die Schauspielerin in ihrem Leben jedoch oft mit Anfeindungen zu kämpfen. Dass die heute 50-Jährige inzwischen zu den gefragtesten und bestbezahlten Hollywoodstars gehört, ist deshalb nicht selbstverständlich.
"Weibliches Nilpferd", "Figur eines Traktors", "enorme Größe": Beleidigungen wie diese haben über die Jahre immer wieder an McCarthys Selbstbewusstsein genagt. Dass sie heute mit sich im Reinen ist, habe sie nur ihrem Mann und ihren beiden Kindern zu verdanken, erklärte sie 2019 im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wenn du Menschen um dich hast, die jede Macke und Eigenart von dir kennen und dich trotzdem so lieben, wie du bist, dann ist es plötzlich ganz leicht, dich zu entspannen und dich auch selbst zu akzeptieren."
Ehe es zu McCarthys Selbstakzeptanz kam, haben sie unschöne Ereignisse wie diese geprägt: "Vor Jahren war ich auf einer Pressekonferenz für 'Taffe Mädels' oder 'Tammy' und jemand aus einer sehr großen Organisation fragte mich immer wieder: 'Warum haben Sie immer das Bedürfnis, so grotesk zu sein?' Es war ein riesiges Interview mit circa 100 Leuten in einem Raum, und er hat spöttisch gelächelt. Ich fragte: 'Worüber reden wir hier? Ich kann Ihre Frage nicht beantworten, weil ich sie nicht verstehe.' Er sagte dann: 'Sie sehen schlampig aus, tragen kein Make-up, Ihre Haare sind nicht gemacht, Sie schreien Leute an.' Und ich sagte: 'Okay, haben Sie das jemals einen Kerl gefragt? Ich spiele eine Rolle. Sie müssen öfter aus dem Haus gehen, wenn Sie nicht glauben, dass es solche Frauen in echt gibt'", berichtete sie 2019 der US-amerikanischen "InStyle".
Ein paar Jahre zuvor sei ihr etwas noch Heftigeres passiert: Während eines Gesprächs sei sie von einem Interviewer immer wieder gefragt worden, ob sie "schockiert" sei, dass sie mit ihrer "enormen Größe" tatsächlich im Filmgeschäft arbeiten könne. "Er sagte: 'Oh, mit Ihrer enormen Größe können Sie tatsächlich arbeiten?' Ich erinnere mich nur an das Blut, das mir aus dem Gesicht gewichen ist. Ich dachte: 'Mit meiner enormen Größe könnte ich dich sehr schnell angreifen.'"
Für Schlagzeilen sorgte 2013 auch die Lästerattacke des Filmkritikers Rex Reed (81). In einem Artikel, der in der US-Zeitung "New York Observer" erschienen war, hatte er McCarthy unter anderem als "weibliches Nilpferd" beleidigt und behauptet, sie habe die Figur "eines Traktors". An der Schauspielerin seien diese Vorwürfe zwar abgeprallt. Der "New York Times" erklärte sie daraufhin aber: "Vor 20 Jahren hätte mich dieser Kommentar sehr verletzt. Aber jetzt habe ich eher Angst davor, dass Texte wie die von Reed falsch bei jungen Mädchen ankommen könnten."
Vorfälle wie diese würden nicht nur ihre Person betreffen. "Es passiert die ganze Zeit, bis zu einem gewissen Punkt ist es sogar faszinierend, weil Männer so etwas nie gefragt werden", betonte sie ebenfalls im Interview mit "InStyle". Deshalb macht es sich die Schauspielerin seit Jahren zur Aufgabe, sich für Gleichberechtigung in der Filmbranche einzusetzen.
Anstatt sich über Diäten und perfekte Kurven Gedanken zu machen, nutzte Melissa McCarthy ihre Rundungen dafür, um ihre Rollen authentisch zu machen. Allen voran die exzentrische Köchin Sookie St. James in der Erfolgsserie "Gilmore Girls", die der Schauspielerin zu internationaler Bekanntheit verhalf. Auf "Gilmore Girls" folgte unter anderem die Hauptrolle in der Fernsehserie "Mike & Molly", für die McCarthy 2011 einen Emmy als "Beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie" erhielt. Anschließend fasste sie auch in der Filmbranche Fuß. Sowohl 2012 ("Brautalarm") als auch 2019 ("Can You Ever Forgive Me?") wurde McCarthy für einen Oscar nominiert.
Abseits der Filmsets bewies Melissa McCarthy mehr als einmal ihr Modebewusstsein. Immer wieder demonstrierte sie bei öffentlichen Auftritten, dass ein Gespür für Stil keine Frage der Konfektionsgröße ist. Mit dieser Einstellung entschied sie sich im Sommer 2015, eine eigene Modekollektion herauszubringen. Worauf es ihr dabei vor allem ankommt? "Ich mache Mode für alle. Ich finde es merkwürdig, dass die meisten Kollektionen einfach ab einer bestimmten Größe aufhören. Frauen tun das doch auch nicht, also warum sollten es die Klamotten?", sagte die Schauspielerin im Interview mit der "Women's Wear Daily".
Ihr Händchen für neue Fashiondesigns kam nicht von ungefähr. McCarthy studierte vor ihrer Karriere als Schauspielerin eine Zeit lang Modedesign in New York. "Es ist doch nicht so, dass man ab Größe 44 urplötzlich sein Interesse an Mode verliert", betonte sie. Einen kleinen Einblick in ihre Modelinie "Melissa McCarthy Seven7" gab die Schauspielerin unter anderem auf Instagram.
Obwohl McCarthy stets zu sich und ihren Kurven stand, hat die Schauspielerin seither mehr als 30 Kilo abgespeckt. Inzwischen ist der US-Star bei Konfektionsgröße 42 angekommen. Ihr Geheimnis? Ein "super langweiliges Leben", enthüllte McCarthy im Interview mit "extratv.com". "Du fährst alles herunter, machst einfach gar nichts, was Spaß macht, und gehst um 19:30 Uhr schlafen - das ist der Trick."
Doch ob mit mehr oder weniger Pfunden auf den Rippen - Fakt ist, Melissa McCarthy fühlt sich inzwischen wohl in ihrer Haut. In der US-Talkshow "CBS This Morning" gab die Schauspielerin 2015 klar zu verstehen: "Ich habe wirklich aufgehört, mir darüber Sorgen zu machen. Ich habe aufgehört, zu viel zu analysieren, zu überdenken, zu viel zu tun."