Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland (53 Prozent) bekommt Weihnachtsgeld. Die Wahrscheinlichkeit, die Sonderzahlung zu erhalten, ist in Betrieben mit Tarifbindung mit 77 Prozent deutlich höher als in Unternehmen ohne Tarifvertrag (42 Prozent), wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf am Dienstag mitteilte. Große Unterschiede gibt es demnach weiterhin zwischen Ost- und Westdeutschland.
"Auch wenn die Preisschübe in den letzten Monaten nachgelassen haben, ist das Weihnachtsgeld für viele Beschäftigte nach wie vor sehr wichtig", sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. "Die dauerhaft gestiegenen Lebenshaltungskosten bleiben insbesondere im Niedriglohnsektor eine finanzielle Herausforderung". Ein Tarifvertrag schaffe bessere Voraussetzungen, damit zurechtzukommen.
Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden aus der vergangenen Woche geht von noch höheren Quoten beim Weihnachtsgeld für Tarifbeschäftigte aus. Demnach erhalten knapp 86 Prozent der Arbeitnehmer mit Tarifvertrag eine Sonderzahlung.
Die Höhe des Weihnachtsgeldes variiert je nach Branche stark. Während die Tarifbeschäftigten in der Landwirtschaft 250 Euro erhalten, bekommen die Beschäftigten in der Chemischen Industrie ein klassisches 13. Monatsgehalt, wie das WSI ausführte.
Nur wenige Branchen zahlen beim Weihnachtsgeld den Angaben zufolge einen Pauschalbetrag - in den meisten Fällen wird das Weihnachtsgeld als fester Prozentsatz vom Monatsentgelt berechnet. Die Sonderzahlung wird entweder im Tarifvertrag festgelegt oder beruht auf freiwilligen Leistungen des Arbeitgebers. Bei mehrjährigen Wiederholungen können sie auch zum Gewohnheitsrecht und damit verpflichtend werden.
Allgemein ist die Chance auf Weihnachtsgeld laut WSI im Westen mit 55 Prozent größer als in den östlichen Bundesländern (43 Prozent). Grund für den deutlichen Unterschied ist vor allem die niedrigere Tarifbindung im Osten.
Auch ein unbefristetes Arbeitsverhältnis vergrößert die Chance auf die Sonderzahlung: Während lediglich 48 Prozent der Befragten mit Befristung Weihnachtsgeld erhalten, sind es bei den unbefristeten Arbeitsverhältnissen 54 Prozent. Männer erhalten der Untersuchung nach mit 55 Prozent häufiger Weihnachtsgeld als Frauen (51 Prozent).
Für die Auswertung wurden Angaben von 40.377 Beschäftigten mit mehr als einem Jahr Berufserfahrung ausgewertet, die zwischen dem 1. November 2022 und dem 31. Oktober 2023 an einer kontinuierlichen Online-Erhebung des WSI-Portals Lohnwir teilnahmen. Die Umfrage ist laut WSI nicht repräsentativ, "erlaubt aber aufgrund der hohen Fallzahlen detaillierte Einblicke in die Arbeitswelt".
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