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Mehr als 50 Taliban bei Kämpfen nahe Kandahar getötet

Kabul und Taliban setzen Friedensverhandlungen bis 5. Januar aus

Bei Kämpfen in der Nähe von Kandahar sind in der Nacht zum Sonntag mehr als 50 Taliban getötet worden. Die Kämpfer hätten Kontrollpunkte rund um die Stadt angegriffen, worauf die afghanische Armee mit Luft- und Bodenangriffen geantwortet habe, erklärte das Verteidigungsministerium in Kabul. Am Samstag hatten beide Seiten mitgeteilt, die Friedensverhandlungen bis zum 5. Januar auszusetzen.

Kandahar ist die Hochburg der radikalislamischen Taliban. Die Kämpfe in der Nacht zum Sonntag dauerten nach dem Bericht eines Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP mehrere Stunden. Nach den Angaben des Verteidigungsministeriums in Kabul wurden außerdem neun Taliban-Kämpfer verletzt.

Ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden vor Ort räumte ein, dass bei einem Luftangriff auch sieben Angehörige einer Familie getötet wurden. Der Angriff habe eigentlich einem mit Sprengstoff gefüllten Wagen gegolten, sagte der Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden, der anonym bleiben wollte.

Die Friedensverhandlungen zwischen Kabul und den Taliban hatten am 12. September in Doha begonnen. Nach Angaben beider Seiten vom Samstag wurde nun eine mehrwöchige Pause vereinbart. Vertreter der Taliban und der Regierung teilten im Kurzbotschaftendienst Twitter mit, die Gespräche sollten am 5. Januar wieder aufgenommen werden. Demnach tauschten sie "vorläufige Listen über Tagesordnungspunkte für die innerafghanischen Gespräche" aus und hielten "erste Diskussionen über die Themen", die ab Januar besprochen werden sollen.

Die US-Regierung hatte im Februar ein Abkommen mit den Taliban geschlossen. Die USA sagten einen vollständigen Truppenabzug bis Mitte 2021 zu, im Gegenzug gaben die Taliban Sicherheitsgarantien ab. Die Angriffe der Taliban auf die afghanischen Sicherheitskräfte haben in jüngster Zeit aber deutlich zugenommen.

Bei Raketenangriffen in der afghanischen Hauptstadt Kabul wurde am Samstag ein Mensch getötet. Nach Angaben des Innenministeriums wurden zwei weitere Zivilisten verletzt. Es handelte sich bereits um die zweite derartige Attacke in weniger als einem Monat. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu den Raketenangriffen.

Ungeachtet der Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den radikalislamischen Taliban kommt Afghanistan nicht zur Ruhe. In jüngster Zeit war Kabul von mehreren schweren Angriffen erschüttert worden, darunter zwei Attacken auf Bildungseinrichtungen, bei denen fast 50 Menschen getötet wurden.

by WAKIL KOHSAR