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Mehr als 3300 Festnahmen bei Anti-Putin-Protesten in Russland

Staatsanwaltschaft prüft Hinweise auf Polizeigewalt in Sankt Petersburg

Bei den landesweiten Protesten von Anhängern des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny in Russland am Samstag sind laut einer Bilanz von Bürgerrechtlern mehr als 3300 Menschen festgenommen worden. Allein in der Hauptstadt Moskau habe es 1320 Festnahmen gegeben, teilte die Organisation OWD Info am Sonntag mit. Die Staatsanwaltschaft in Sankt Petersburg prüft nach eigenen Angaben Hinweise auf Polizeigewalt nach den Protesten.

Landesweit seien mindestens 3324 Menschen von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, teilte OWD Info mit. Dies entspricht der höchsten Zahl an Festnahmen im Zuge regierungskritischer Demonstrationen in der jüngeren Geschichte Russlands. Die Demonstrationen richteten sich gegen Staatschef Wladimir Putin und die Inhaftierung seines prominentesten Kritikers Nawalny. Vorübergehend festgenommen war in Moskau auch Nawalnys Frau Julia Nawalnaja.

Insgesamt hatten sich Menschen in mehr als hundert russischen Städten an den Protesten beteiligt, zu denen Nawalny aufgerufen hatte. Mehrere Demonstranten wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft von Sankt Petersburg, wo laut OWD Info 490 Menschen festgenommen waren, erklärte am Samstag, sie gehe Hinweisen zu Polizeigewalt bei der Kundgebung nach.

Hintergrund ist ein in örtlichen Medien veröffentlichtes Video, das eine Protest-Teilnehmerin mittleren Alters zeigt, die von einem Polizisten in den Bauch getreten wird und daraufhin zu Boden fällt. Nach Angaben eines Krankenhausvertreters erlitt die Frau bei dem Vorfall Kopfverletzungen und befindet sich auf der Intensivstation. "Ihr Zustand ist ernst", sagte der Krankenhausvertreter der Nachrichtenagentur AFP.

by Olga MALTSEVA