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Mehr als 200 Milliarden Euro Schaden durch Datendiebstahl, Spionage und Sabotage

Durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten, durch digitale und analoge Industriespionage und Sabotage entstehen der deutschen Wirtschaft pro Jahr mehr als 200 Milliarden Euro Schaden. In diesem Jahr werde der Schaden bei 206 Milliarden Euro liegen, ergab eine Unternehmensumfrage für den Branchenverband Bitkom. Die meisten Cyberattacken kommen demnach aus Russland und aus China. Sechs von zehn Unternehmen halten die Sicherheitsbehörden derzeit für machtlos gegen solche Angriffe aus dem Ausland. 

"Die deutsche Wirtschaft ist ein hoch attraktives Angriffsziel für Kriminelle und uns feindlich gesonnene Staaten", erklärte am Freitag Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Die Grenzen zwischen organisierter Kriminalität und staatlich gesteuerten Akteuren seien dabei fließend.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine entwickelten sich der Umfrage zufolge Russland und China immer mehr zur Basis für Attacken auf die deutsche Wirtschaft. 46 Prozent der betroffenen Unternehmen konnten Angriffe nach Russland zurückverfolgen (2021: 23 Prozent), 42 Prozent wurden aus China angegriffen (2021: 30 Prozent). Drei Viertel aller Unternehmen sind der Meinung, dass die Gefahr unterschätzt wird, die von China für die Cybersicherheit ausgeht. 

In der Umfrage gaben fast drei Viertel aller Unternehmen an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten von analogen und digitalen Angriffen betroffen gewesen seien. Weitere acht Prozent vermuten dies, ohne entsprechende Angriffe zweifelsfrei nachweisen zu können. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 84 beziehungsweise neun Prozent ging die Zahl der Angriffe damit leicht zurück, wie der Verband mitteilte. 

"Deutlich zugenommen haben allerdings jene Angriffe, die der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind." 61 Prozent der betroffenen Unternehmen sehen die Täter laut Umfrage in diesem Bereich. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 51 Prozent, vor zwei Jahren nur bei 29 Prozent.

Bitkom-Präsident Wintergerst mahnte, alle Unternehmen müssten ihre IT-Sicherheit steigern. "Zugleich müssen wir die Kooperation zwischen Wirtschaft und Sicherheitsbehörden weiter ausbauen, um Angriffe zu verhindern und Täter zu ermitteln."

Verfassungsschutz-Vizepräsident Sinan Selen sagte bei der Vorstellung der Studie, die Ergebnisse fügten sich "nahtlos in unsere Lageeinschätzung ein". Die Angreifer gingen "immer aggressiver, professioneller und agiler vor". Die Antwort des Verfassungsschutzes auf diese Bedrohung sei "eine deutliche Stärkung der Kooperation mit unseren Partnern, die schnelle Detektion und Reaktion auf erkannte Angriffe und fortlaufende Anpassung unserer Abwehrmechanismen".

Bitkom ließ 1002 Unternehmen ab zehn Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mindestens einer Million Euro quer durch alle Branchen befragen. Die telefonische Umfrage ist demnach repräsentativ. 

ilo/hcy