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Max Simonischek: "Der nächste Laim muss besser werden als der letzte"

Der Schauspieler im Interview

Am Montag (19. April, 20:15 Uhr) zeigt das ZDF mit "Laim und die Tote im Teppich" den vierten Film seiner erfolgreichen Thriller-Serie. Knapp sechs Millionen Zuschauer schalteten allein beim letzten Film "Laim und der letzte Schuldige" im Mai 2020 ein. In der Hauptrolle des wortkargen und introvertierten Kommissars glänzt einmal mehr Max Simonischek (38).

Der Sohn der Schauspieler Peter Simonischek (74, "Toni Erdmann") und Charlotte Schwab (68, "Tonio & Julia") war 2012 das erste Mal in der Rolle des Kommissars zu sehen. Warum es die Reihe nur auf vier Filme in rund acht Jahren bringt, erklärt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news und blickt außerdem auf die vergangenen Monate mit der Corona-Pandemie zurück. Auch wenn ihn das Jahr beruflich schwer getroffen hat, privat könnte es für den 38-Jährigen nicht besser laufen. Simonischek ist zum zweiten Mal Vater geworden. Mit seiner Familie lebt er aktuell im "Exil" in Tirol.

Im April 2012 startete der erste Film der ZDF-Krimireihe "Laim und...", acht Jahre später folgt jetzt der vierte Film. Ziemlich überschaubar, warum werden nur so wenige Filme gedreht?

Max Simonischek: Dafür gibt es drei Gründe. Erstens: Gut Ding braucht eben Weile. Ich war schon immer eher für Qualität statt für Quantität. Es braucht seine Zeit, um ein wirklich gutes Drehbuch zu entwickeln, die nehmen wir uns. Denn letzten Endes steht und fällt ein Film mit dem Buch. Für das nächste ist übrigens meine Frau verantwortlich. Im November 2021 beginnen die Dreharbeiten.

Zweitens: Eine niedrige Schlagzahl bedeutet auch, dass die Filme für alle Beteiligten etwas Besonderes bleiben. Das wirkt sich entscheidend auf die Arbeitsmoral, Atmosphäre und eben das Ergebnis aus. Ich treffe mich lieber einmal im Jahr mit allen Beteiligten und habe das Gefühl etwas Einzigartiges zu erarbeiten, als dass ich mich drei oder gar vier Mal im Jahr treffe und sich eine Art Routine einschleicht.

Drittens: Unser Team arbeitet nach dem Motto: "Der nächste Laim muss besser werden als der letzte". Bisher sind wir dieser Maxime treu geblieben, was bei beispielsweise drei Filmen im Jahr sicher nicht möglich gewesen wäre.

"Laim und die Tote im Teppich" konnte noch rechtzeitig vor dem Corona-Lockdown gedreht werden...

Simonischek: Ja. Ich erinnere mich noch an einen Drehtag im Januar oder Februar in der Anatomie eines Krankenhauses in München, in dem zeitgleich der erste Corona-Infizierte Deutschlands behandelt wurde. Damals war nicht im Geringsten abzusehen, was auf uns zukommt.

Ihr Zuhause ist eigentlich das Theater. Eine Branche, die es in der Corona-Pandemie besonders hart getroffen hat. Wie schwer hat Sie Corona beruflich getroffen?

Simonischek: Ich habe genau ein Jahr nicht gearbeitet, weil alle meine Projekte entweder verschoben oder abgesagt wurden. Beruflich gesehen war das Jahr also eher bescheiden. Aber es fiel mir nicht schwer, die geschenkte Zeit sinnvoll zu nutzen. Die Theater sind immer noch geschlossen und werden wohl nachhaltig und massiv unter den Corona-Einschränkungen leiden. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis der Vorstellungsbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Und bis er wieder in altbekannter Form funktioniert wohl noch eine größere Weile. Meine Hoffnung ist, dass die Pandemie bzw. der angeordnete Verzicht durch den Lockdown uns für Dinge sensibilisiert, die für uns wichtig sind und auf die wir auf Dauer nicht verzichten können, wie zum Beispiel das Theater.

Im Juli stehen Sie auf der Theaterbühne bei den Bregenzer Festspielen. Wie optimistisch sind Sie, dass sie dieses Jahr stattfinden können?

Simonischek: Optimismus halte ich im Leben für eine der hilfreichsten Eigenschaften, die zu einer gesunden und ausgewogenen Lebenseinstellung beiträgt und für mich nicht wegzudenken wäre. Dennoch sehe ich eher nicht, dass die Bregenzer Festspiele in gewohntem Ausmaß stattfinden werden. Sowohl die Fußball-Europameisterschaft als auch die Bregenzer Festspiele gehören nochmals um ein Jahr verschoben. Ich hoffe, dass die Bregenzer nicht auf die Idee kommen, unsere Aufführung im Stream zu zeigen, das halte ich für inkonsequent, einen Trostpreis und für das schleichende Ende des Theaters, denn Streaming kann das Live-Erlebnis niemals ersetzen.

Das Corona-Jahr hielt für Sie privat jedoch ein Highlight parat, Sie sind zum zweiten Mal Vater geworden. Konnten Sie trotz Pandemie bei der Geburt dabei sein?

Simonischek: Dadurch, dass wir von der Geburt etwas überrascht wurden, konnte ich erst bei Ankunft im Krankenhaus einen Corona-Test machen. Zur Geburt lag das Ergebnis noch nicht vor, also durfte ich diesmal nicht unmittelbar dabei sein, sondern musste im Nebenraum warten. Auf das Testergebnis warte ich allerdings bis heute ebenfalls.

Wie sieht mittlerweile Ihr neuer Familienalltag aus?

Simonischek: Dadurch, dass ich im letzten Jahr unerwartet viel Zeit hatte, konnte ich diese eigentlich ununterbrochen mit meiner Familie verbringen, was für uns vier wie ein Geschenk war. Denn ohne die Entschleunigung der Pandemie wäre es sicher niemals zu diesem Innehalten gekommen. Zoobesuche, Spielplätze und lange Spaziergänge stehen, wie wohl bei den meisten Familien, auf der Tagesordnung.

Wünschen Sie sich noch mehr Kinder?

Simonischek: Im Moment sind wir ausgelastet und haben keine Vakanzen zu vergeben.

Die Kontakteinschränkungen belasten viele Familien. Wann haben Sie Ihren Vater zuletzt gesehen bzw. Ihre Kinder den Großvater?

Simonischek: Ja, Kinder sind wohl die Gruppe unserer Gesellschaft, die durch die Kontakteinschränkungen am meisten zu leiden haben. Sie sind die schwächsten Glieder in unserem sozialen Gefüge, da sie nur beschränkt an unserem gesellschaftlichen Leben teilnehmen können und ihre Sicht der Dinge in Staat und Gesellschaft kaum Gewicht hat. Auch deshalb möchte ich hier auf meine Spendeninitiative "Kinderzimmer kosten Miete" www.wirtschaftkannkinder.de hinweisen, die Kindern aus künstlerischen Familien zu Gute kommen, deren Eltern durch die Pandemie in finanzielle Schieflage geraten sind.

Im ersten Lockdown haben wir uns dafür entschieden, die Pandemie quasi im Exil zu verbringen. Wir haben das Tiroler Landleben dem Herrmannplatz in Berlin Neukölln vorgezogen. Für uns wie für die Kinder war das die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Abgesehen von der atemberaubenden Natur, der erholsam entspannenden Bevölkerungsdichte und der unglaublichen Freundlichkeit der Menschen hier bedeutet die unmittelbare Nähe zu den Schwiegereltern, die in Tirol leben, und der feste Familienbund in einer solch schwierigen Zeit einen wahnsinnigen Support. Insofern sehen die Kinder tagtäglich ihre Großeltern und ich zumindest den Schwiegervater. Geplant ist, dass wir im Spätsommer wieder nach Berlin zurückkehren. Ob uns das gelingt und ob wir nach einem Jahr Tirol noch Argumente für Neukölln finden, bleibt abzuwarten.