“Sehr, sehr traurig”
Er gilt als der Grandseigneur des deutschen Films. Jetzt erklärt Mario Adorf (89, “Via Mala”) in einem Interview mit der “Bild am Sonntag” seine Sicht auf die derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland. Auf die Frage, ob er sich Sorgen um die Gesellschaft mache, antwortete der Schauspieler mit deutlichen Worten: “Wenn man sich die Entwicklung ansieht, muss man beunruhigt sein.” Eine neue Rechtsbewegung hätte er nach dem Krieg für völlig unmöglich gehalten.
“Ich dachte, das sei endgültig überwunden und könnte nie wieder passieren”, ergänzt Adorf weiter, “aber jetzt passiert genau das Gleiche wieder.” Das mache ihn “sehr, sehr traurig und betroffen.” Er wisse nicht, wie das weitergehen solle. Er selbst nennt seine persönlichen Kriegserfahrungen als wesentlich. Darum müsse ihn sicher niemand beneiden, aber es scheine so, als ob diese “manchmal den jungen Leuten heute” fehle.
Es sei eine Erfahrung gewesen, die wichtig war: “Da war der Hunger, und da war die Todesangst im Bombenhagel.” Er erinnere sich an den Krieg als etwas wirklich Bedrohliches und Schreckliches: “Das sind Erfahrungen, die ich niemandem wünsche.” Was jahrelanger leiblicher Hunger wirklich sei, verstehe man erst, wenn man ihn selbst kennengelernt habe.
(dr/spot)