105404:

Marburger Bund kritisiert Saarlands Modellversuch der Corona-Lockerungen

Bericht: In NRW soll Köln Modellstadt werden

Der Ärzteverband Marburger Bund hat den vom Saarland geplanten Modellversuch mit Lockerungen der Corona-Restriktionen kritisiert. "Versuche in Modellregionen können in dieser Situation keine Alternative zum Lockdown sein", sagte die Vorsitzende des Ärzteverbands, Susanne Johna, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagsausgabe).

"Die dritte Welle ist bereits im vollen Gange", hob Johna hervor. Sie sehe es "kritisch, wenn mit dem Saarland ein zwar kleines, aber doch ganzes Bundesland einen Modellversuch durchführen" wolle. Auch wenn die Inzidenz im Saarland noch relativ niedrig sei, bleibe völlig unklar, wie verhindert werden solle, dass viele Menschen aus anderen Bundesländern wegen der Öffnungen einreisen, sagte die Verbandschefin.

"Wo immer es Modellversuche geben wird, brauchen wir eine enge Überprüfung der Ergebnisse", mahnte Johna. Es müsse "vorher eindeutig geklärt sein, was positiv getestete Menschen tun müssen". Und die Kommunen, die sich als Modellregion beteiligen, müssten "die Einhaltung der Quarantäne von positiv Getesteten auch überprüfen". Johna fügte hinzu, dass nach ihrer Einschätzung in Deutschland schon rund 80 Prozent der Corona-Neuinfektionen auf die ansteckendere Virusvariante B.1.1.7 zurückzuführen seien.

Die saarländische Regierung will ab dem 6. April mit einer entsprechenden Rechtsverordnung die Corona-Restriktionen für Gastronomie, Sport und Kultur sowie private Treffen lockern. Mit einem negativen Corona-Test soll auch der Besuch von Theatern, Kinos, Konzerthäusern und Fitnessstudios wieder möglich sein. Wenn sich das Vorgehen als erfolgreich erweist, sollen ab dem 18. April weitere Öffnungsschritte folgen.

In Nordrhein-Westfalen soll laut einem Zeitungsbericht Köln bei einem Modellversuch des Landes zur sicheren Öffnung von Einzelhandel, Gastronomie und Veranstaltungsstätten eine zentrale Rolle spielen. Am Beispiel der größten Stadt in NRW solle erprobt werden, wie die Maßnahmen in einer Metropole greifen, berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe).

Im Zuge des Projekts sollten Menschen mit einem elektronischen Nachweis über einen aktuellen negativen Corona-Test Zugang zum Einzelhandel oder zur Gastronomie erhalten. Dies solle unter anderem durch eine elektronische Erfassung von Kontakten ermöglicht werden.

"Der Vertrauensverlust in der Bevölkerung ist nur wieder heilbar, wenn es uns gelingt, eine Öffnungsperspektive mit Testungen aufzulegen, die funktioniert", sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker dem "Stadt-Anzeiger". In Köln seien ausreichend Testkapazitäten vorhanden, um das Modellprojekt in möglichst vielen Bereichen zu erproben.

by INA FASSBENDER