Mit der Verlesung der Anklage hat vor dem Landgericht im hessischen Limburg am Dienstag der Prozess gegen einen Mann begonnen, der eine psychisch labile Frau in den Tod getrieben haben soll. In zwei weiteren Fällen wirft ihm die Staatsanwaltschaft versuchten Mord vor. Brunhold S. soll laut Anklage in Selbsthilfegruppen im Internet Kontakt mit seinen späteren Opfern aufgenommen haben. Bis Mittwoch will die Kammer entscheiden, ob das Verfahren über mehrere Wochen ausgesetzt wird.
S. soll sich gezielt psychisch instabile und selbstmordgefährdete Frauen gesucht haben, um sie zum Suizid zu veranlassen oder zu einer Tötung durch ihn zu überreden. Der 61-Jährige soll dies zur Befriedigung seiner sexuellen Triebe getan haben. Bereits 2017 wurde S. vom Landgericht Gießen wegen eines ähnlichen Vorwurfs zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Vor dem Landgericht Limburg geht es konkret um einen versuchten Mord im Raum Limburg 2012, einen versuchten Mord im Raum Nürnberg-Fürth 2015 und einen vollendeten Mord in Bremen 2016. Laut Anklage soll S. in Erhängungsszenarien eine “besondere sexuelle Befriedigung” finden. Sein Sadismus habe sich über Jahrzehnte entwickelt.
Er bevorzuge sexuelle Praktiken, die Anderen Schmerz oder Erniedrigung bereiteten. Seine Neigungen habe er meist mit Prostituierten ausgelebt. Schon 2007 habe er angefangen, selbstmordgefährdete Frauen im Internet zu kontaktieren. 2008 wurde er wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt.
Die Verteidigung beantragte am Dienstag eine Aussetzung des Verfahrens, weil ein psychiatrisches Gutachten zu einer der überlebenden Frauen fehle. Darin solle geklärt werden, ob die Frau zum Tatzeitpunkt in der Lage gewesen sei, einen freien Willen zu bilden. Die Kammer will bis Mittwoch über den Antrag entscheiden.
by INA FASSBENDER