Ein schwerer Schlag gegen die Drogenszene ist heute in zahlreichen Ländern vorgenommen worden, nachdem es dem amerikanischen FBI offenbar gelungen war weitere Krypto-Chats zu entschlüsseln. In einem verschlüsselten Messenger-Dienst der Unterwelt sollen sich zuvor offenbar Tausende Kriminelle ausgetauscht haben, weil sie sich darauf verlassen hatten, dass die Chats nicht geknackt werden können. Nun wurden deshalb auch in Deutschland von der Polizei Razzien in verschiedenen Orten durchgeführt.
In Hessen und Nordrhein-Westfalen ist die Polizei bei einer
Großrazzia gegen die organisierte Kriminalität vorgegangen. Insgesamt soll es zu 100 Durchsuchungen gekommen sein, von denen allein 60 in Hessen stattgefunden hatten! Die Razzia war am Montagmorgen gegen 6 Uhr gestartet. Zeitgleich sollen Zehntausende Ermittler weltweit mit Durchsuchungen begonnen haben, um gemeinsam gegen die Kriminalität vorzugehen. Dabei soll es wohl um den Handel von Drogen, Menschen, Waffen und Kriegswaffen im großen Stil gehen. In Deutschland war das hessische LKA führend für die Zugriffe. Die Razzia fand unter dem Namen “BAO Viribus“ statt. “Viribus“ ist ein Begriff der lateinischen Sprache, der “Stärke“ bedeutet. Zur gleichen Zeit hatten auch die Ermittler in rund einem weiteren Dutzend anderer Länder zugeschlagen, wie die LKA-Sprecherin Virginie Wegner gegenüber der “Bild”-Zeitung bestätigte.
Die Razzien waren möglich geworden, weil das FBI einen verschlüsselten Krypto-Chat entschlüsselt hatte und so die Nachrichten der Kriminellen mitlesen konnte.
Bei der Razzia hatte eine Spezial-Einheit der Polizei ein Wohnhaus in Frankfurt gestürmt. Dort wurde der 30 Jahre alte Tim J. verhaftet. Der Mann ist offenbar vorbestraft und soll noch im Laufe des Tages einem Haftrichter vorgeführt werden. Er steht im Verdacht, in einem unscheinbaren Wohnhaus im Frankfurter Stadtteil Bockenheim, Drogen hergestellt zu haben. Dabei ging es offenbar um Mengen im großen Stil. Die Polizei beorderte gar einen Anhänger zu der Wohnung um die sichergestellten Bewiesmittel mitzunehmen. “In einem Wohnhaus in Frankfurt wurden gut 50 Kilo Betäubungsmittel bzw. Mittel zur Herstellung von Drogen sichergestellt. In mehreren Objekten konnten wir auch Waffen sicherstellen. Ob es sich dabei allerdings auch um Kriegswaffen handelt, wird die Prüfung ergeben“, verkündete eine der Ermittlerinnen nach den Razzien. Man sei dem Mann wohl nur auf die Schliche gekommen, weil er in den entschlüsselten Chats über die Herstellung der Drogen geschrieben hatte. Nachdem die Spezialeinheit der Polizei mit der Brechstange in seine Wohnung eingedrungen war, war der Mann in Handschellen und einer Sturmhaube über dem Kopf abgeführt worden. Anschließend wurde das Gebäude dann von der Polizei durchsucht.
Auch im hessischen Wächtersbach bei Bad Orb schlug die Polizei zur selben Uhrzeit zu. Anwohner berichten, dass die Einsatzkräfte gegen 6 Uhr am Morgen eine Wohnung in einem ruhigen Wohngebiet gestürmt hatten. Auch hier hatten die Polizisten die Hintertür aufgebrochen. Bei dem Anwesen solle es sich um ein Wohnhaus der Familie B. handeln. Die Brüder B. seien in den Handel von großen Mengen an Drogen verwickelt. Vor rund 2 Jahren hatte hier schon einmal eine Razzia stattgefunden. Zum Zeitpunkt des Polizeieinsatzes habe ein Polizei-Hubschrauber über der hessischen Kleinstadt gekreist. Vor Ort sicherten die Ermittler Spuren. Allerdings soll es in diesem Fall wohl keine Festnahme gegeben haben.
Die Aktion beschränkte sich jedoch nicht nur auf Hessen. So kam es auch in Nordrhein-Westfalen zu Durchsuchungen. Unter anderem drangen dort SEK-Beamte in ein Bürogebäude im Essener Stadtteil
Holsterhausen ein. Dabei sollen die Beamten auch Gasmasken getragen haben. Auch hier begannen die Durchsuchungen gegen 6 Uhr am Morgen, nachdem sie durch eine Terrassentür in das Gebäude gelangt waren. Außerdem sprengte eine weitere Einheit die Eingangstür ins Gebäude auf. Die Beamten sollen Gasmasken getragen haben, weil man dort offenbar die Herstellung von synthetischen Drogen vermutete. Bei diesem Einsatz gab es keine Festnahmen. Es wurde jedoch Beweismittel und Spuren gesichert. Auch stießen die Beamten dort auf eine Cannabisplantage. Die Pflanzen wurden am frühen Nachmittag abtransportiert. Zudem war in Herne eine Dachgeschosswohnung in einer Wohnanlage durchsucht. Bei diesem Einsatz wurde ein Mann festgenommen, nachdem die Beamten auch hier die Eingangstür aufgesprengt hatten. Aus Kreisen der Ermittler wird bestätigt, dass es sich bei diesem Einsatz wohl nicht um Daten des Ende 2020 geknackten Dienst EncroChat gehandelt haben soll. Die Daten für die nun vorgenommenen Razzien sollen aus einem neu ausgewerteten Datensatz stammen.