Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat zum Auftakt der internationalen Geberkonferenz für den Libanon gewarnt, Gewalt und Chaos dürften in dem Land nicht die Oberhand gewinnen. Die libanesischen Behörden müssten handeln, "damit das Land nicht untergeht", sagte er am Sonntag zu Beginn der Videokonferenz. Die EU-Kommission sagte auf der Geberkonferenz weitere 30 Millionen Euro Soforthilfe zu.
Die libanesischen Behörden müssten auf "die Sehnsüchte reagieren, die das libanesische Volk derzeit legitimerweise in den Straßen von Beirut zum Ausdruck bringt", sagte Macron. "Es geht um die Zukunft des Libanon."
Die Geberländer forderte er zu raschem Handeln auf. Sie müssten "schnell und effektiv handeln" und ihre Hilfe vor Ort so koordinieren, "dass sie für die libanesische Bevölkerung so effizient wie möglich ist".
Bei der von Frankreich und der UNO organisierten internationalen Geberkonferenz sollen Spenden für die humanitäre Nothilfe nach der Explosionskatastrophe im Libanon gesammelt werden. Auch US-Präsident Donald Trump, EU-Ratspräsident Charles Michel und der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Janez Lenarcic, nahmen daran teil.
Am Dienstag hatten zwei gewaltige Explosionen die libanesische Hauptstadt Beirut erschüttert. Nach Behördenangaben wurden dabei mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 6000 weitere verletzt, 300.000 wurden obdachlos. Die Bevölkerung macht die Regierung für das Unglück verantwortlich, das auf die jahrelange unsachgemäße Lagerung von Ammoniumnitrat im Hafen zurückgeht.
Deutschland habe dem Libanon 20 Millionen Euro aus Mitteln der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit zugesagt, erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Die Menschen in Beirut brauchen unsere Hilfe und sie brauchen Anlass zur Hoffnung."
Auch die EU-Kommission sagte auf der Geberkonferenz weitere 30 Millionen Euro zu. Zuvor hatte die EU bereits 33 Millionen Euro Soforthilfe freigegeben. Die Verwendung der insgesamt 63 Millionen Euro würde "strikt kontrolliert", sagte EU-Kommissar Lenarcic. "Die Hilfsgelder werden den am stärksten Betroffenen für die Deckung ihrer Grundbedürfnisse zugute kommen."
Nach Angaben der Vereinten Nationen werden in den kommenden drei Monaten rund 117 Millionen Dollar (99 Millionen Euro) für die Nothilfe benötigt. Für die sofortige humanitäre Hilfe bedarf es demnach 66,3 Millionen Dollar. Mit dem Geld sollen Verletzte versorgt, Notunterkünfte errichtet, Lebensmittel verteilt und eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden.
In einem zweiten Schritt sind demnach 50,6 Millionen Dollar nötig, um die öffentliche Infrastruktur und Privathäuser wieder aufzubauen und Krankheitsausbrüche zu verhindern. Nach UN-Angaben wurden mindestens 15 medizinische Einrichtungen, darunter drei große Krankenhäuser, sowie mehr als 120 Schulen durch die Explosionen beschädigt.
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