Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat US-Präsident Donald Trump Ruchlosigkeit im US-Wahlkampf vorgeworfen. Mit Blick auf dessen Aufruf zur doppelten Stimmabgabe und seine Kritik an der Briefwahl sagte Maas der "Bild am Sonntag": "Es ist verstörend, dass ein amerikanischer Präsident glaubt, so etwas nötig zu haben." Er setze "auf die Vernunft und den gesunden Menschenverstand der Amerikaner, damit der ruchlose Versuch scheitert, Zweifel an der Gültigkeit der Wahl zu säen, um später womöglich eine Wahlniederlage nicht zu akzeptieren".
US-Präsident Trump hatte scharfe Kritik an Briefwahlen geübt und sie als besonders betrugsanfällig bezeichnet - obwohl Experten dem entschieden widersprechen. Trump sorgte zudem mit der Aussage für Aufregung, seine Anhänger sollten gleich zwei Stimmen abgeben: Eine per Post und eine im Wahllokal. Eine doppelte Stimmabgabe ist in den USA verboten.
Außenminister Maas kritisierte zudem Trumps Umgang mit den Anti-Rassismus-Protesten in den USA: "Die Amerikaner erwarten zu Recht von ihrem Präsidenten, dass er kein Öl ins Feuer gießt, sondern die schwerwiegenden Konflikte in der amerikanischen Gesellschaft Stück für Stück auflöst." Leider sei jedoch zu befürchten, dass im Wahlkampf die Auseinandersetzungen weiter angeheizt würden. "Es wird die große Aufgabe des nächsten Präsidenten sein, Amerika wieder zu versöhnen", erklärte Maas.
by STEFANIE LOOS