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Maas: "Es führt kein Weg an Gesprächen mit den Taliban vorbei"

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hält den direkten Kontakt mit den Taliban nach dem Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan für unausweichlich. "Ich persönlich glaube, es führt überhaupt kein Weg vorbei an Gesprächen mit den Taliban", sagte Maas am Dienstagabend bei einem Besuch in Katar.

Maas betonte, dass es nach dem Truppenabzug "ganz praktische Dinge" zu lösen gebe, etwa den Weiterbetrieb des Flughafens von Kabul. Zum anderen könne sich der Westen "Instabilität in Afghanistan schlichtweg überhaupt nicht leisten". Instabilität in Afghanistan nach der 20-jährigen internationalen Militärpräsenz würde laut Maas "den Terrorismus begünstigen und sich auch massiv auf die Nachbarstaaten Afghanistans" auswirken.

Um "formale Anerkennungsfragen" mit Blick auf die Taliban gehe es derzeit nicht, betonte Maas. Allerdings zeigte der Minister sich prinzipiell offen für eine langfristige diplomatische Präsenz Deutschlands in Afghanistan auch unter einer Taliban-Herrschaft. "Wenn es politisch möglich wäre und die Sicherheitslage es erlaubt, dann sollte auch Deutschland irgendwann wieder in Kabul eine eigene Botschaft haben."

Deutschland habe den Taliban "immer wieder deutlich gemacht, dass es gewisse Benchmarks gibt, deren Einhaltung wir erwarten", sagte Maas. Dies gelte insbesondere für die Wahrung von Menschenrechten, insbesondere für Frauen, sowie für die Bildung einer inklusiven Regierung in Kabul. Deutschland stehe überdies schon jetzt zur Verfügung, um humanitäre Hilfe in Afghanistan zu leisten. Maas warnte, dass Afghanistan ohne humanitäre Hilfe "spätestens im Winter auf eine humanitäre Katastrophe zusteuern" werde.

Ein Großteil der afghanischen Bevölkerung ist bereits jetzt auf ausländische Hilfe angewiesen. Zu den Kriegsschäden in dem Land hinzu kommt eine schwere Dürre. Nach UN-Angaben werden die Lebensmittelvorräte in dem Land am Hindukusch bereits jetzt knapp.

by Hoshang Hashimi