191843:

Maas: Berlin reduziert Botschaftspersonal in Kabul auf "absolutes Minimum"

Außenminister kündigt beschleunigte Ausreise Deutscher und Ortskräfte aus Afghanistan an

Angesichts des Vormarsches der radikalislamischen Taliban in Afghanistan wird Deutschland den Großteil seines diplomatischen Personals aus dem Land abziehen. "Wir werden die Belegschaft der deutschen Botschaft in Kabul in den nächsten Tagen auf das operativ notwendige absolute Minimum reduzieren", sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Freitag bei einem Besuch im baden-württembergischen Denzlingen. Zuvor hatte der Krisenstab im Auswärtigen Amt zur Lage in Afghanistan getagt.

Maas sagte, es werde "sofort" ein Krisenunterstützungsteam in die afghanische Hauptstadt geschickt, das dabei helfen solle, die "Sicherheitsvorkehrungen" zu erhöhen und "die Maßnahmen, die wir beschlossen haben, auch umzusetzen". Zudem sei beschlossen worden, die "ohnehin für diesen Monat vorgesehenen Charterflüge" für das Ausfliegen von Deutschen sowie afghanischen Ortskräften aus Kabul vorzuziehen.

Mit den Charterflügen würden sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der deutschen Botschaft als auch die afghanischen Ortskräfte nach Deutschland ausgeflogen. Ortskräften, die noch kein deutsches Visum hätten, werde dieses künftig in Deutschland erteilt. "Das wird die Ausreise beschleunigen", betonte Maas.

Die deutsche Botschaft in Kabul werde arbeitsfähig bleiben, sagte Maas weiter. Alle deutschen Staatsbürger, die sich noch in Afghanistan befinden, rief der Außenminister eindringlich auf, "das Land jetzt zu verlassen".

Die Zahl der aktuell in Afghanistan befindlichen Deutschen schätzt das Auswärtige Amt nach Angaben eines Sprechers auf eine hohe zweistellige Zahl - Bundeswehrangehörige und anderes "entsandtes Personal", etwa in der Botschaft, würden dabei nicht mitgerechnet.

Seit Beginn des vollständigen Abzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan haben die Taliban weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. In den vergangenen Tagen nahmen die Islamisten mehrere weitere Provinzhauptstädte ein. Am Freitag standen sie nach Eroberung der Provinzhauptstadt Pul-i-Alam nur noch 50 Kilometer vor der Hauptstadt Kabul, wie ein Regionalabgeordneter der Provinz Logar mitteilte.

Angesichts des Taliban-Vormarsches hatten die USA am Donnerstag die Entsendung von rund 3000 Soldaten nach Kabul angekündigt. Sie sollen bei der Evakuierung von US-Botschaftsmitarbeitern helfen. Auch Großbritannien wollte 600 weitere Soldaten entsenden, die bei der Ausreise britischer Staatsbürger und früherer afghanischer Ortskräfte helfen sollen.

by -