Minsk – Geheimnisvoller Todesfall in Belarus: Der Verkehrsminister Aleksej Awramenko ist im Alter von nur 47 Jahren verstorben. Dies wurde am Mittwoch von der staatlichen Nachrichtenagentur Belta gemeldet. Zur Todesursache wurden zunächst keine Angaben gemacht. Brisant – der Minister soll in die Entführung einer Ryanair-Maschine verwickelt gewesen sein! Wieder ein hoher Politiker tot – hier die Hintergründe:
Doch der Vorfall wirft Fragen auf, da dies bereits der zweite unerwartete Tod in Machthaber Alexander Lukaschenkos Kabinett innerhalb weniger Monate ist – und Awramenko spielte eine zentrale Rolle bei der Entführung eines Oppositionellen. Awramenko war seit 2019 als Verkehrsminister von Belarus im Amt. In dieser Position war er auch für die illegale Umleitung des Fluges FR4978 der Ryanair zum Flughafen Minsk am 23. Mai 2021 verantwortlich, die zur Festnahme des oppositionellen Journalisten Raman Pratassewitsch, Mitbegründer von Nexta, und seiner russischen Freundin Sofia Sapega führte. Der Vorfall sorgte international für Aufsehen. Die Europäische Union (EU) verurteilte den Eingriff in den internationalen Luftraum und verhängte gegen Awramenko mehrere Sanktionen, darunter das Einfrieren von Vermögenswerten und Reisebeschränkungen. Belarus hatte das Flugzeug von Ryanair auf dem Weg von Athen nach London abgefangen und zur Landung in Minsk gezwungen. Bei der Zwischenlandung wurden Pratassewitsch und seine Freundin aus dem Flugzeug gezogen.
Der 26-jährige Pratassewitsch hatte als Chefredakteur des in Warschau ansässigen Telegram-Kanals Nexta zuvor die Massenproteste gegen Staatschef Alexander Lukaschenko mitorganisiert. Gegen ihn laufen Strafverfahren wegen der Organisation von Massenunruhen und der Anstiftung sozialen Hasses gegen Behördenvertreter. Im Zusammenhang mit der Ryanair-Landungsskandal wurde wiederholt spekuliert, dass auch der russische Präsident Wladimir Putin und seine Sicherheitsdienste involviert sein könnten. Anfangs drohte Pratassewitsch die Todesstrafe. Doch später wurde er zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt, während seine Freundin Sapega sechs Jahre erhielt. Überraschenderweise wurden beide jedoch im Mai dieses Jahres begnadigt. “Unsere Landsfrau Sofia Sapega hat die einmalige Gelegenheit erhalten, ihr Leben neu zu beginnen”, erklärte der Gouverneur der russischen Heimatregion Primorje, Oleg Koschemjako, vor einigen Wochen im Onlinedienst Telegram. Er veröffentlichte auch ein Video, das ihn gemeinsam mit Sapega vor einem Gebäude in Belarus zeigt. Es hieß, dass die 25-Jährige nun nach Russland zurückkehren werde. Die genauen Hintergründe der Begnadigung konnten nur spekuliert werden – ebenso wie über den nun verkündeten Tod des Verkehrsministers Awramenko. Es besteht möglicherweise kein direkter Zusammenhang. Es ist unklar, ob die genaue Todesursache noch mitgeteilt wird.
Ein Berater des ukrainischen Innenministers erklärte auf Twitter, dass es sich um den zweiten plötzlichen und bisher ungeklärten Tod eines Funktionärs aus dem Apparat von Machthaber Lukaschenko innerhalb eines Jahres handelt. Im November 2022 starb der weißrussische Außenminister Wladimir Makey unter bisher ungeklärten Umständen. Der damals 64-jährige Makey galt als möglicher Nachfolger für den Diktator. Nach seinem Tod kursierten Gerüchte über eine Vergiftung.