Der wegen des Wirecard-Skandals abgetauchte Ex-Manager Jan Marsalek soll laut britischen Ermittlern Teil eines Spionagenetzwerks für Russland gewesen sein. Sein Name taucht in einer am Dienstag veröffentlichten Anklageschrift der britischen Strafverfolgungsbehörden gegen eine Gruppe von Bulgaren auf. Demnach sollen die drei Männer und zwei Frauen zwischen Ende August 2020 und Februar 2022 als Teil eines aus Großbritannien operierenden Netzwerks gemeinsam mit "einer anderen Person namens Jan Marsalek und anderen Unbekannten" Informationen für Russland gesammelt haben.
Ziel der Spionage sei die Unterstützung des russischen Staates "bei der Durchführung feindseliger Aktionen gegen bestimmte Ziele, einschließlich der möglichen Entführung dieser Ziele", hieß es weiter. Die Verdächtigen waren im Februar von der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei verhaftet worden. Ihre Untersuchungshaft wurde am Dienstag bis zur nächsten Anhörung am 13. Oktober verlängert.
Marsalek befindet sich seit der Insolvenz des Zahlungsunternehmens Wirecard im Juni 2020 auf der Flucht und wird in Russland vermutet. Laut einer im Juli 2022 veröffentlichten Recherche der "Süddeutschen Zeitung" und der unabhängigen russischen Investigativ-Plattform "Dossier Center" könnte der wegen Betrugsvorwürfen international gesuchte Ex-Manager unter einer falschen Identität in Moskau leben und von russischen Geheimdiensten geschützt werden. Das belegten demnach unter anderem ein russischer Pass mit einem Foto Marsaleks sowie weitere Informationen.
Die Wirecard-Insolvenz gilt als einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik.
lt/ck