Seit einigen Wochen breitet sich die Delta-Variante des Coronavirus in Deutschland aus. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist nun auch der bundesweite Inzidenzwert wieder angestiegen. Droht nun bereits der Beginn einer vierten Infektionswelle? Gleichzeitig betont der deutsche Kanzleramtschef Helge Braun, dass es für Geimpfte keinen Lockdown geben wird.
Zum ersten Mal seit Wochen wurde in Deutschland ein leichter Anstieg der Infektionszahlen registriert. So hatte das Robert-Koch-Institut am Sonntagmorgen einen Inzidenzwert von 5,0 gemeldet, der um 0,1 höher liegt, als der Wert des Vortages (4,9). Insgesamt 559 Neuinfektionen mit dem potenziell tödlichen Coronavirus waren den Gesundheitsämtern in Deutschland in den letzten 24 Stunden gemeldet worden. Damit liegt die Zahl knapp über dem Wert vom letzten Sonntag, als es nur 538 neue Ansteckungen gegeben hatte. Bisher sorgt diese Entwicklung weder für Unruhe noch für härtere Maßnahmen. Trotzdem warnen zahlreiche Experten vor der Gefahr, die durch eine sich breitmachende Sorglosigkeit hinsichtlich der niedrigen Inzidenzwerte ausgehen könnte. Denn die deutlich ansteckendere Delta-Variante breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Mittlerweile steht die Delta-Variante kurz davor, die aktuell noch dominierende Alpha-Variante abzulösen.
Viele Deutsche trauen dem aktuellen Frieden und den niedrigen Inzidenzwerten aber offensichtlich nicht. Denn ein Großteil der Bundesbürger rechnet mit einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen im Herbst. Bei einer vom bekannten YouGov
Meinungsforschungsinstitut durchgeführten Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur glaubten 76 Prozent der Befragten, dass die Infektionszahlen wieder ansteigen werden. 74 Prozent gehen deshalb davon aus, dass im Herbst erneut eine Verschärfung der Maßnahmen gegen die Pandemie stattfinden wird. Lediglich 16 Prozent glauben an keine neuen Einschränkungen, während 10 Prozent keine Angaben zur Frage machten. Für geimpfte Personen soll es aber keinen Lockdown mehr geben. Dies kündigte am Freitag
Kanzleramtschef Helge Braun an. “Solange unsere Impfung sehr gut wirkt, kommt ja ein Lockdown zulasten derer, die vollständig geimpft sind, auch nicht infrage”, machte der CDU-Politiker gegenüber dem Nachrichtenradio MDR Aktuell deutlich. “Sondern denjenigen, die geimpft sind, kann man dann auch die Normalität ermöglichen – den Besuch im Konzert genauso wie das Einkaufen”, gibt sich Braun optimistisch.
Der Kanzleramtschef machte außerdem deutlich, dass sich durch die stark angestiegene Zahl der geimpften Personen auch in der Bewertung der Corona-Lage einiges ändern werde. So sollen zukünftig weitere Faktoren an Gewicht gewinnen. Die Inzidenzwerte werden nun nicht mehr alleiniges Kriterium für die Entscheidungen sein. “Aber wenn wir jetzt in der Situation sind, dass eine hohe Zahl von Bürgern geimpft ist, müssen wir natürlich weitere Faktoren einbeziehen”, machte Braun deutlich. Aus diesem Grund werde nun das Thema der Anzahl der in den Krankenhäusern aufgenommenen Covid-19-Patienten stärker in die Entscheidungen miteinbezogen. “Damit wir quasi wissen: Werden Menschen, die geimpft sind, vielleicht wieder verstärkt ins Krankenhaus kommen?” Sollte die passieren wäre es laut Braun ein Signal, “dass entweder wir es mit einer Variante zu tun haben, wo die Impfung nicht gut wirkt, oder es wäre ein Signal, dass in gewissen Altersgruppen (…) vielleicht der Impferfolg schon nachlässt, so dass man also nachimpfen muss”.
