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Libanons Regierungschef will Verwicklung seines Landes in Nahost-Krieg vermeiden

Vor dem Hintergrund zunehmender Gefechte an der israelisch-libanesischen Grenze hat Libanons geschäftsführender Regierungschef Nadschib Mikati betont, eine Verwicklung seines Landes in den Krieg zwischen Israel und der Hamas verhindern zu wollen. Der Libanon befinde sich im "Auge des Sturms", sagte Mikati am Montag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Er tue seine Pflicht, um zu verhindern, dass das Land in den Krieg hineingezogen werde.

Seit dem Großangriff der radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober gibt es beinahe täglich militärische Auseinandersetzungen an der israelisch-libanesischen Grenze. Dabei wurden nach Zählung der AFP auf libanesischer Seite 62 Menschen getötet, darunter vor allem Kämpfer der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz. Israel meldete vier Tote. Es wird befürchtet, dass die Hisbollah vom Libanon aus eine neue Front zur Unterstützung der verbündeten Hamas eröffnen könnte.

Er könne eine Eskalation "nicht ausschließen", sagte Mikati im AFP-Interview. Sollte es nicht zu einer Feuerpause zwischen Israel und der Hamas kommen, drohe eine Ausbreitung des Konflikts auf die gesamte Region. Ob die Hisbollah einen neuen Krieg mit Israel anstrebe, könne er nicht sagen, betonte Mikati, der gute Beziehungen zu der schiitischen Miliz unterhält. "Bis jetzt hat die Hisbollah die Situation vernünftig und klug gehandhabt, und die Spielregeln haben sich auf bestimmte Grenzen beschränkt", sagte er.

Mikati steht seit anderthalb Jahren einem geschäftsführenden Kabinett mit begrenzten Befugnissen vor. Das politisch gespaltene Parlament war im vergangenen Jahr zwölf Mal an der Wahl eines neuen Regierungschefs gescheitert.

Die Hisbollah ist die einzige libanesische Gruppierung, die ihre Waffen nach dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 behalten hat. Sie verfügt nun über ein größeres Arsenal verfügt als die libanesische Armee. Die vom Iran unterstützte Miliz lieferte sich 2006 einen  Krieg mit Israel, bei dem im Libanon mehr als 1200 Menschen, zumeist Zivilisten, starben. Auf israelischer Seite wurden 160 Menschen getötet, die meisten von ihnen Soldaten.

lt/dja