Auf dem Mobile World Congress in Barcelona enthüllt das südkoreanische Unternehmen mit dem G6 seinen Hoffnungsträger, der auch wirklich einen richtig guten Eindruck hinterlässt.
Die Mobile-Division bei LG hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Das LG G5, bei dem man alles auf den eher schwach umgesetzten modularen Ansatz gesetzt hatte, blieb weit hinter den Erwartungen zurück, das V20 verkaufte sich zwar besser, konnte aber dennoch kaum Kapital aus dem Note7-Desaster des größten Konkurrenten schlagen. Im vergangenen Quartal verzeichnete LG sogar einen operativen Verlust . Für das Unternehmen und seine Fans gleichermaßen stellt das G6 einen Hoffnungsträger dar und der MWC-Auftritt steht ganz in dessen Zeichen. Mittlerweile ist das Smartphone im Rahmen einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt worden und wir werfen mal einen Blick darauf, um beurteilen zu können, ob LG aus den Erfahrungen mit dem Vorgänger die richtigen Schlüsse gezogen hat:
Nahezu rahmenloses 5,8 Zoll-Display im 2:1 Format
Zahlreiche Bilder haben bereits einen sehr guten Eindruck davon vermittelt, was LG uns heute zeigen würde: Und das fällt erstaunlich kompakt aus, trotz des 5,7 Zoll großen QHD+ FullVision Displays mit seinen abgerundeten Ecken und der HDR-Unterstützung. Das Panel ist nämlich nicht nur in einen ausgesprochen schmalen Rahmen eingefasst und nimmt einen großen Teil der von Gorilla Glass 5 geschützten Front ein, sondern fällt aufgrund des ungewöhnlichen 2:1-Formates (2880×1440 Pixel, 564ppi) mit 72 Millimetern auch nicht so breit aus, wie man das erwarten würde und sollte sich noch immer mit einer Hand nutzen lassen. Weiterhin minimiert das Format das Scrollen in Chats- und Webseiten, zieht sich quer durch die entsprechend optimierte LG UX-Oberfläche und räumt den einzelnen Anwendungen im Dual-Window-Modus mehr Platz ein, der ja mittlerweile nativ in das vorinstallierte Android 7.0 integriert ist.
Auch sonst mach das 7,9 Millimeter schlanke Smartphone optisch einiges her: der abgeschliffene Metallrahmen wird nur von ein paar Antennenstreifen durchbrochen und die Glasrückseite, die in den Farben „Mystic White“, „Astro Black“ und „Ice Platinum“ verbaut sein wird, ist leicht abgerundet – LG möchte hier nach eigenen Angaben eine Formsprache etablieren, die man auch in weiteren Smartphones verwenden wird.
Massig Leistung und IP68-Zertifizierung
Da sich Samsung den 835er für das kommende Galaxy S8 reserviert haben soll, setzt LG auf den bewährten Qualcomm Snapdragon 821, dessen vier Kerne mit bis zu 2,4 GHz takten und gemeinsam mit der integrierten Adreno 530 GPU auch die kommenden Jahre wohl für alle denkbaren Anwendungen ausreichen werden. Dem 64bit-SoC stehen außerdem 4 GB LPDDR4 RAM und 32 oder 64 GB interner UFS 2.0-Speicher zur Seiten der sich per MicroSD-Karte erweitern lässt – das 32GB Modell hätte man sich aber definitiv sparen können.
Dass man den modularen Charakter aufgeben würde, zeichnete sich schon im Vorfeld der Präsentation ab und der 3.300mAh starke Akku, der per Quickcharge 3.0 über den USB Typ C-Port aufgeladen werden kann, ist nun fest verbaut. Dafür ist es aber nun auch nach IP68 wasser- und staubgeschützt, zieht also mit den Flaggschiffen von Samsung und Apple gleich, und soll auch sonst sehr stabil konstruiert sein. Ein Nano SIM-Slot, W-LAN nach dem ac-Standard, Wi-Fi Direct, NFC, Bluetooth 4.2 und ein 3,5 Millimeter-Klinkenanschluss sind ebenfalls mit an Bord.
Dual-Kamera mit Weitwinkel-Funktion
Auf der Rückseite findet sich neben dem kreisrunden Fingerabdrucksensor, der abermals auch als Powerbutton dient, die bewährte Dual-Kamera. Neben einem 13 Megapixel-Sensor mit OIS 2.0 und einer f/1.8-Blende kommt ein weiterer 13 Megapixel-Sensor zum Einsatz, der neben einer f/2.4-Blende ein 125 Grad Sichtfeld mit sich bringt. Der Wechsel zwischen den beiden Sensoren, soll nun kaum mehr spürbar sein – beim G5 hatte man noch eine kleine Verzögerung merken können.
Auch hier nutzt man das 2:1-Format des Display und ermöglicht es, das Display gleichzeitig für den Sucher und die Galerie zu verwenden. Auf der Front kommt eine 5 Megapixel Kamera mit einer f/2.2-Blende und einem 100 Grad-Sichtfeld zum Einsatz, sodass Selfie-Sticks mit dem G6 noch überflüssiger werden.
AI-Funktionen und regionale Unterschiede
Der Begriff “AI” wird – das hat das HTC Ultra schon gezeigt – in der Branche derzeit etwas inflationär genutzt, ein smarter Assistent darf aber auch im LG G6 nicht fehlen. Die Südkoreaner setzen dabei auf den Google Assistant, der sich bisher nur in den Pixel-Smartphones fand. Außerdem gibt es ein ganzes Paket von In-App-Content. Preis und Erscheinungsdatum sind noch nicht bekannt, reichen wir aber ebenso wie zusätzliches Bildmaterial noch nach.
Der Google Assistant ist mittlerweile ja auch in deutscher Sprache erhältlich, bei einigen anderen Funktionen des LG G6 sind die regionalen Unterschiede aber deutlicher. Wie AndroidAuthority berichtet, werden wir in Westeuropa wohl weder das 64GB-Modell, noch den Hi-Fi Quad-DAC oder Wireless Charging erhalten. Diese Funktionen sind angeblich anderen Märkten vorbehalten, was vor allem im Fall der größeren Speichervariante sehr ärgerlich ist. Denn 32 GB sind doch etwas knapp bemessen, auch wenn ich meine hypothetisch existierende 2TB-MicroSD einlegen kann.
Das ist es also, dass neue High-End-Smartphone der Südkoreaner, das nun eine Trendwende einleiten soll. Ob das gelingen wird…schwer zu sagen, der zeitliche Vorsprung zum Galaxy S8, das wohl erst Mitte April erhältlich sein wird, könnte sich für LG aber als nützlich erweisen. Auf jeden Fall hat man aber ein solides Smartphone abgeliefert, dass trotz des größeren Displays halbwegs kompakt bleibt, mit ausreichend Leistung ausgestattet ist und auch optisch einen guten Eindruck hinterlassen kann. Die Dual-Cam ist abermals verbessert worden, der Akku eine Ecke größer und kleine Details wie die IP68-Zertifizierung machen das LG G6 zu einem würdigen Konkurrenten für die anstehenden Neuheiten von Huawei und Samsung.