Die Ära der Atomenergie in Deutschland ist nach sechs Jahrzehnten beendet: Die letzten drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland sind am Samstagabend vom Netz gegangen. Wie die jeweiligen Betreiber mitteilten, stellten die Anlagen Isar 2 in Bayern, Neckarwestheim in Baden-Württemberg und Emsland in Niedersachsen die Stromproduktion ein.
RWE meldete die Abschaltung des Kraftwerks Emsland als Erstes. Mit der Trennung des Generators vom Stromnetz sei die Anlage um 22.37 Uhr heruntergefahren worden.
Isar 2 wurde laut PreussenElektra um 23.52 Uhr vom Netz getrennt. Zuvor sei die Leistung der Anlage ab 22.00 Uhr schrittweise abgesenkt worden. Das Kraftwerk Neckarwestheim ging dem Versorger EnBW zufolge um 23.59 als Letztes vom Netz.
Eigentlich hätte der Atomausstieg schon zum Jahreswechsel erfolgen sollen. Wegen befürchteter Engpässe bei der Energieversorgung vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts beschloss die Bundesregierung aber eine Verschiebung der Abschaltung um dreieinhalb Monate.
RWE sprach vom "Ende einer Ära". "Das Kapitel ist nun abgeschlossen", erklärte der RWE-Vorstandsvorsitzende Markus Krebber. "Jetzt kommt es darauf an, die ganze Kraft dafür einzusetzen, neben erneuerbaren Energien auch den Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken möglichst schnell voranzutreiben." Dies sei nötig, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, "wenn Deutschland 2030 idealerweise auch aus der Kohle aussteigen will".
"Damit endet die Ära der Stromerzeugung aus Kernkraft hier am Standort und in ganz Deutschland", erklärte auch Carsten Müller, Standortleiter Isar 2. "Dieser Moment geht unserer Mannschaft und mir persönlich sehr nahe." PreussenElektra zufolge bereitet sich das Unternehmen nun "auf den sicheren Rückbau von Isar 2" vor, "der nach Erhalt der erforderlichen Genehmigung im nächsten Jahr beginnen soll".
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