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Leichte Auswirkungen des Teil-Lockdowns auf den Arbeitsmarkt

Anmeldung zur Kurzarbeit steigen - Zahl der Jobsuchenden sinkt aber

Der deutsche Arbeitsmarkt kommt trotz leichter Auswirkungen des Teil-Lockdown weiter stabil durch die Corona-Krise. Kurzarbeit habe auch im November wieder als Brücke gewirkt, sagte der Chef der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, am Dienstag bei der Vorlage der Arbeitslosenzahlen für November. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erwartet, dass der Arbeitsmarkt "gesund" durch einen harten Winter kommen werde.

Im November sank die Arbeitslosenzahl um 61.000 auf rund 2,7 Millionen. Der Rückgang sei damit sogar stärker ausgefallen als in den vergangenen Jahren im November. Allerdings fiel der Zähltag auf den 11. November und war damit erst kurz nach Beginn des jüngst verlängerten Teil-Lockdowns. Gegenüber dem November 2019 waren 519.000 Menschen mehr arbeitslos. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,9 Prozent, 0,1 Prozentpunkte weniger als im Oktober. Auch saisonbereinigt verringerte sich die Zahl der Jobsuchenden.

BA-Chef Scheele verwies darauf, dass nach einem kontinuierlichen Rückgang in den vergangenen Monaten die Anmeldungen für Kurzarbeit wieder gestiegen seien. Vom 1. bis 25. November sei für 537.000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet worden, dies vor allem in der Gastronomie. Für wieviele Beschäftigte die Kurzarbeit am Ende tatsächlich in Anspruch genommen werde, stehe noch nicht fest. Nach den jüngsten vorliegenden Zahlen bekamen im September 2,22 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld, auf dem Höhepunkt im April waren es knapp sechs Millionen.

Scheele sagte, "das wirklich Erfreuliche ist, dass Kurzarbeit sich nicht in Arbeitslosigkeit ummünzt." Er gehe auch nicht davon aus, dass die Lage am deutschen Arbeitsmarkt im Dezember aus dem Ruder laufe. Etwas Sorgen macht den Arbeitsagenturen das Angebot an freien Stellen. Die Arbeitskräftenachfrage verringerte sich. Auch für das allerdings erst im Herbst nächsten Jahres beginnende nächste Ausbildungsjahr gebe es im Moment einen verhalteneren Eingang von Stellen als üblich.

Die Corona-Pandemie wird die Arbeitsagenturen noch lange auch finanziell beschäftigen, wie Scheele sagte. Er gehe davon aus, dass es "bis weit ins Jahr 2023" mit der Abrechnung der Pandemie dauern werde. Diese hat in diesem Jahr die Rücklage der Bundesagentur in Höhe von 20 Milliarden Euro vollständig aufgefressen, zusätzlich muss der Bund weitere sieben Milliarden Euro ausgleichen.

Bundesarbeitsminister Heil sagte, das sicherste Instrument, das dem Arbeitsmarkt Stabilität verleihe, sei das Instrument Kurzarbeit. Es gebe deutlich weniger Arbeitslose als angesichts der massiven Erschütterungen der Wirtschaft durch die Pandemie zu erwarten gewesen sei. Dies mache Mut, dass der Arbeitsmarkt gesund durch den Winter kommen werde. "Es gibt Grund zur realistischen Zuversicht", sagte Heil mit Blick auf einen erwarteten Impfstoff und den Präsidentenwechsel in den USA.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamt waren im Oktober rund 44,8 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Damit lag die Zahl saisonbereinigt um 1,4 Prozent oder 616.000 unter der Erwerbstätigenzahl von Februar, dem Monat vor Beginn der massiven Corona-Einschränkungen in Deutschland.

by INA FASSBENDER