Rund ein Jahr nach dem Brand eines Wohnhauses mit vier Toten im thüringischen Apolda ist ein 36-Jähriger zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Erfurt sprach den Angeklagten am Dienstag des vierfachen Mordes, Mordversuchs in 30 Fällen und der Brandstiftung mit Todesfolge schuldig, wie ein Gerichtssprecher sagte.
Die Richter stellten zudem die besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nahezu unmöglich macht. Damit ging die Kammer noch über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus, die keine besondere Schwere der Schuld sah. Die Verteidigung hatte für ihren Mandanten Freispruch gefordert.
Die Anklage warf dem 36-Jährigen vor, Ende August vergangenen Jahres nachts mit zwei gefüllten Benzinkanistern ein Mehrfamilienwohnhaus in Apolda in Brand gesetzt zu haben, weil ihm zwei Mitbewohner aus seiner Sicht 250 Euro geschuldet haben sollen. Dabei soll ihm bewusst gewesen sein, dass sich zu dieser Zeit eine größere Zahl schlafender Menschen in dem Haus befand.
Der Beschuldigte soll deren Tod zumindest billigend in Kauf genommen haben. Bei dem Feuer starben vier Menschen - drei verbrannten, ein Mann kam beim Sprung aus einem Fenster ums Leben. Zudem wurden zahlreiche weitere Menschen teilweise schwer verletzt. In dem Haus lebten überwiegend Bulgaren, auch der Angeklagte stammt aus dem Land.
Ursprünglich strebte die Staatsanwaltschaft ein Sicherungsverfahren mit dem Ziel einer Unterbringung des Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Es wurde davon ausgegangen, dass der Beschuldigte die Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen hatte.
Ein Gutachter attestierte dem Angeklagte im Lauf des Prozesses allerdings die volle Schuldfähigkeit. Der Mann habe ungeachtet einer psychischen Erkrankung seine Tat vorbereitet und geplant.
hex/cfm