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Lauterbach will Cannabis-Legalisierung mit großer Aufklärungskampagne flankieren

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die von der Ampel-Regierung geplante Cannabis-Legalisierung mit einer großen Aufklärungskampagne flankieren. "Wenn wir das machen, kommen wir mit einer Riesenkampagne", sagte Lauterbach am Mittwochabend in einem Gespräch mit dem Magazin "Wir". "Wir werden erklären, dass Kinder und Jugendliche, die beginnen zu kiffen, eine viel geringere Wahrscheinlichkeit haben, das Abitur noch zu schaffen, sie werden weniger häufig studieren, sie werden oft mit der Sucht nicht klar kommen."

Die Ampel-Koalition sei sich "absolut einig, dass eine dramatische Stärkung der Suchtprävention gerade im Bereich Kinder und Jugendliche notwendig ist", sagte Lauterbach. Er betonte, dass er nichts von Cannabis-Konsum halte: "Ich rate zu gar keinem Konsum." 

Als besonders tückisch sieht der Minister sogenannte Edibles, also Gummibärchen oder Kekse, die mit Hasch versetzt sind. "Diese Kekse und dergleichen Backwaren richten sich oft in gefährlich verharmlosender Weise an Kinder und Jugendliche", sagte Lauterbach in dem Gespräch, an dem auch der Suchtforscher Rainer Thomasius teilnahm.

Thomasius sieht große Probleme bei der Legalisierung von Cannabis in Deutschland. "Das ist keine gute Entscheidung für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen", sagte er in dem Gespräch. "Was macht das mit Jugendlichen? Es senkt deren Risikowahrnehmung für die Schäden des Cannabisgebrauchs", mahnte der Suchtforscher. 

Das Gesetzesvorhaben werde auch dazu führen, "dass wir in Deutschland zukünftig mehr Konsumenten haben. Auch Jugendliche", sagte Thomasius weiter. "Die Cannabisprävention in Deutschland ist grottenschlecht." In fünf Jahren werde Lauterbach feststellen, "dass er mit seiner Politik sehr viele Kinder und Jugendliche in die Cannabisabhängigkeit hineingedrängt hat", prognostizierte der Suchtforscher.

Die Bundesregierung will Cannabis noch in diesem Jahr teilweise legalisieren. Der Besitz von 25 Gramm zum Eigenbedarf soll künftig straffrei bleiben, die Abgabe soll kontrolliert über Vereine erfolgen. Der private Eigenanbau mit bis zu drei Pflanzen soll erlaubt sein. In einem zweiten Schritt soll in Modellregionen der Verkauf über lizenzierte Fachgeschäfte getestet werden.

cha/lan