Nach einem Spitzentreffen mit Ärztevertretern hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine weitreichende Reform der Vergütung von Hausärzten angekündigt. Er werde noch im Januar einen Gesetzentwurf öffentlich machen, um die bisherigen Honorarobergrenzen aufzuheben, sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin. Zudem werde mit Vorhaltepauschalen für besonders wichtige Praxen eine neue Art der Vergütung eingeführt.
Darüber hinaus solle von den bisherigen Quartalspauschalen für die Ärzte auf Jahrespauschalen umgestellt werden, sagte Lauterbach weiter. Dies solle den Missstand beseitigen, dass etwa chronisch Kranke jedes Quartal nur zu Praxisbesuchen einbestellt würden, damit die Ärzte die vorgesehene Pauschale erhielten. Damit werde es möglich, mehr Anfragen wie Rezeptausstellungen auch telefonisch statt mit Besuchen in den ohnehin überfüllten Praxen zu erledigen, sagte der Minister.
Honorarobergrenzen führen bisher dazu, dass Ärzte noch vor Monatsende ihr Behandlungsbudget ausgeschöpft haben und deshalb für weitere Patienten nicht mehr bezahlt werden. Anders als bei den Hausärzten soll es bei den Fachärzten durch die Reformpläne keine sogenannte Entbudgetierung bei den Honoraren geben.
Lauterbach will bei den Fachärzten durch einen fast vollständigen Verzicht auf sogenannte Arzneimittelregresse Entlastung schaffen. Demnach haften Ärzte bisher mit ihrem eigenen Einkommen dafür, wenn sie zu viele oder zu teure Medikamente verschrieben haben. Die Reform wird Lauterbach zufolge dazu führen, dass 80 Prozent der bisherigen Regressfälle entfallen.
Die Ärzte-Vertretung Virchowbund kritisierte die Zusagen des Gesundheitsministers als "unvollständig und viel zu vage". Lauterbachs Vorgehen, "einseitig die hausärztliche Versorgung zu fördern und die Fachärzte weiterhin zu ignorieren", sei ein "Versuch, die Ärzteschaft zu spalten", erklärte der Virchowbund-Vorsitzende Dirk Heinrich. Daher sei für den Verband "klar, dass die Proteste weitergehen müssen". Der Virchowbund vertritt sowohl Haus- als auch Fachärzte.
mt/lan