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Laschet will mit "Zukunftsteam" Trendwende im Wahlkampf schaffen

Achtköpfigem Team gehören unter anderem Merz und Bär an

Drei Wochen vor der Bundestagswahl steckt die Union im Umfragetief - nun will Kanzlerkandidat Armin Laschet die Stimmung auch mit einem Wahlkampfteam drehen. Der CDU-Vorsitzende präsentierte dafür am Freitag acht Frauen und Männer eines "Zukunftsteams". Dazu gehören der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) an, aber auch der Berliner Musikmanager Joe Chialo und der Terrorismusexperte Peter Neumann.

Für ihn sei immer wichtig gewesen, dass die CDU als Team sichtbar werde, sagte Laschet. Er habe acht Expertinnen und Experten berufen, die neue Ideen für die Zukunft hätten. Sie stünden für das, was die Union nach der Wahl am 26. September umsetzen wolle. Diese Expertinnen und Experten machten "etwas anderes als schlicht Experimente ideologischer Art".

Laschet griff bei der Präsentation des Teams unter dem Slogan "Experten statt Experimente" von den politischen Gegnern direkt nur die SPD an. Er frage sich, welche Persönlichkeiten die Sozialdemokraten präsentieren würden. Bei der SPD würden "viele im Moment versteckt". Die Union kämpfe darum, dass es bei der Wahl nicht zu einem "linken Bündnis" in Deutschland komme.

In jüngsten Umfragen liegt die SPD vor der Union. Im ARD-"Deutschlandtrend" als auch im ZDF-"Politbarometer" kamen die Sozialdemokraten auf jeweils 25 Prozent, die CDU/CSU lag mit 20 beziehungsweise 22 Prozent klar dahinter. Bei der Frage nach der Kanzlerpräferenz liegt SPD-Kandidat Olaf Scholz mit großem Abstand vor Laschet. Auch angesichts des Umfragetiefs war schon seit längerem spekuliert worden, ob die Union im Wahlkampf-Endspurt stärker als bisher auf ein Team rund um Laschet setzen würde.

In dem jetzt präsentierten Wahlkampfteam soll Ex-Fraktionschef Merz für die Bereiche Wirtschaft und Finanzen zuständig sein. Er genieße weit über die Partei hinaus Anerkennung auf diesem Feld, sagte Laschet. Merz war Laschet im Rennen um den CDU-Vorsitz unterlegen, nimmt aber im Unions-Wahlkampf von Anfang an eine eine prominente Rolle ein.

Staatsministerin Bär soll in Laschet "Zukunftsteam" den Bereich Digitalisierung präsentieren. Sie kündigte an, schon am nächsten Montag digitalpolitische Vorschläge zu machen. Für die Bildungspolitik soll Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien stehen, für den Bereich Soziales und "gleichwertige Lebensverhältnisse" die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch. CDU-Vize Silvia Breher soll das Thema Familienpolitik übernehmen.

Unionsfraktionsvize Andreas Jung (CDU) verantwortet die Klimaschutzpolitik, der Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King’s College ist für innere und äußere Sicherheit zuständig. Als Vertreter der "Kreativwirtschaft" präsentierte Laschet den Musikmanager Joe Chialo, der sich in Berlin-Spandau um ein Direktmandat im Bundestag bewirbt.

Der Forsa-Meinungsforscher Peter Matuschek bezweifelte, dass Laschet mit der Vorstellung des Zukunftsteams für eine Trendwende sorgen kann. "Ich halte das Timing wirklich für sehr spät", sagte der Leiter der Abteilung Politik- und Sozialforschung bei Forsa der Nachrichtenagentur AFP. Er hielt zudem den Bekanntheitsgrad der meisten Teammitglieder für zu gering. "Dass es ein Zugpferd werden kann, bezweifele ich."

"Es ist ein Lehrbuchsatz aus jeden Wahlkampfhandbuch, dass man ein Team braucht, wenn man einen schwachen Kandidaten hat", sagte Matuschek. "Das kommt natürlich jetzt relativ spät. Und es sieht so aus, als ob man das Laschet aufzwingen musste. Jetzt muss man sehen, wieviele Leute die Menschen in dem Team überhaupt kennen."

by Von Carsten HAUPTMEIER