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Laschet gibt sich zum Auftakt seiner Wahlkampftour kämpferisch

Forsa-Umfrage: Abwärtstrend bei CDU/CSU geht weiter - SPD legt zu

Zum Start seiner Wahlkampf-Tour durch Deutschland hat Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) angesichts schwacher Umfragewerte Entschlossenheit demonstriert. "Die CDU wird in diesem Wahlkampf kämpfen", sagte Laschet am Mittwoch beim Besuch eines Jugend-Boxcamps in Frankfurt am Main. Sechseinhalb Wochen vor der Bundestagswahl forderte er eine stärkere Auseinandersetzung mit Inhalten: "Wir müssen endlich zu einem politischen Wahlkampf kommen." Eine aktuelle Forsa-Umfrage sieht die CDU/CSU nur noch bei 23 Prozent, auch Laschets persönliche Umfragewerte sinken weiter.

In der Union sorgen die Umfrage-Verluste seit Wochen für Unruhe - CSU-Chef Markus Söder etwa forderte wiederholt einen engagierteren Wahlkampf und warnte vor einer Niederlage der Unionsparteien.

Laschets versuchte zum Auftakt seiner Tour durch Deutschland, Kampfeswillen im Boxring zu demonstrieren. "Beim Boxen kann man mit klaren Regeln und Engagement viel lernen", sagte er bei dem Besuch des Jugendcamps. Der Kanzlerkandidat zog sich Boxhandschuhe über und teilte im Ring einige Schläge gegen einen Trainer aus. Das Boxcamp ist ein Pädagogikprojekt der örtlichen Sportjugend.

"Ich freue mich, dass ich meinen Wahlkampf hier starten kann", sagte Laschet. "Das ist genau der richtige Ort. Hier wird Integration gelebt." Jugendliche hätten "hier die Chance, in eigener Leistung zu zeigen, was sie können".

Der Kandidat warnte vor neuerlichen Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie. "Ich kann nur appellieren: Schaut nicht alleine auf die Inzidenzzahlen, denkt auch an die Kinder und Jugendlichen", sagte Laschet. Die Jugendlichen bräuchten den direkten Austausch in der Schule: "Nur über Bildschirme kann man nicht lernen."

In dem am Mittwoch veröffentlichten "RTL/ntv-Trendbarometer" büßte die CDU/CSU drei Prozentpunkte ein und sank auf 23 Prozent, die SPD verbesserte sich um drei Punkte auf 19 Prozent. In der Kanzlerpräferenz gewann SPD-Kandidat Olaf Scholz fünf Prozentpunkte.

Für die SPD sind die 19 Prozent der beste Wert in dieser Umfrage seit April 2018. Die CDU/CSU war hier im Januar noch auf 36 Prozent gekommen. Die FDP verlor einen Punkt und erreichte zwölf Prozent, die Linke verbesserte sich um einen Punkt auf sieben Prozent. Die Werte für die Grünen mit 20 und die AfD mit zehn Prozent blieben gegenüber der Vorwoche gleich.

Weder die derzeitige GroKo noch Schwarz-Grün kämen auf eine regierungsfähige Mehrheit. Regieren könnten demnach folgende Dreier-Koalitionen: Eine sogenannte Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP; eine auch "Deutschland-Koalition" genannte Koalition aus Union, SPD und FDP; eine "Ampel-Koalition" aus Grünen, SPD und FDP sowie mit knapper Mehrheit ein grün-rot-rotes Bündnis.

Bei der Kanzlerpräferenz gewann Scholz gegenüber der Vorwoche fünf Prozentpunkte hinzu. Laschet verlor nochmals drei Prozentpunkte, auch Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock erzielte zwei Prozentpunkte weniger als zuvor. Wenn die Deutschen direkt wählen könnten, würden sich der Umfrage zufolge derzeit 26 Prozent für Scholz, 16 Prozent für Baerbock und zwölf Prozent für Laschet entscheiden.

Zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) machen der Umfrage zufolge vor allem Laschet für die schlechten Werte der Unionsparteien verantwortlich. Vor diesem Hintergrund war in der Umfrage die Hälfte der Befragten (50 Prozent) der Meinung, Laschet solle zugunsten von Söder auf seine Kanzlerkandidatur verzichten.

Das Meinungsforschungsunternehmen Forsa hatte vom 3. bis 9. August insgesamt 2509 Menschen in Deutschland befragt. Die statistische Fehlertoleranz wurde mit plus/minus 2,5 Prozentpunkten angegeben.

by ARMANDO BABANI