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Lapid als erster israelischer Außenminister zu Besuch in den Emiraten

Beziehungen beider Länder seit September normalisiert

Der neue israelische Außenminister Jair Lapid ist am Dienstag zu einem historischen Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten eingetroffen. Es handelt sich um die erste Visite eines israelischen Chefdiplomaten in dem Golf-Staat. Die beiden Länder hatten im September vergangenen Jahres ihre Beziehungen normalisiert.

Lapid bezeichnete den zweitägigen Besuch auf dem Flug in die Emirate als "historisch". Nach Angaben seines Ministeriums wird er am Dienstag die neue israelische Botschaft in Abu Dhabi einweihen und Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Emirate führen. Später wird er nach Dubai reisen, um an der offiziellen Eröffnung des israelischen Konsulats und des israelischen Pavillons auf der ab Oktober geplanten Weltausstellung teilzunehmen.

Er habe dreißig Jahre Erfahrung als Diplomat, doch sei es auch für ihn "aufregend", die Farben der israelischen Fahne am Flughafen von Abu Dhabi zu sehen, erklärte der israelische Botschafter in den Emiraten, Eitan Naeh, am Dienstagmorgen auf Twitter kurz vor Lapids Ankunft.

Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten im vergangenen August auf Vermittlung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump die Normalisierung ihrer Beziehungen bekanntgegeben und einen Monat später das Abkommen tatsächlich unterzeichnet. Bis dahin waren Ägypten und Jordanien die einzigen arabischen Staaten mit diplomatischen Beziehungen zu Israel. Seitdem wurden unter anderem direkte Flugverbindungen eingerichtet, Botschafter ernannt sowie eine Vielfalt von Kooperationsvereinbarungen getroffen.

Auf Drängen Trumps vereinbarten auch Bahrain, Marokko und der Sudan mit Israel eine Normalisierung ihrer Beziehungen. Die Vereinbarungen waren bei den Palästinensern auf scharfe Kritik gestoßen, sie sprachen von "Verrat". Die Lösung des Palästinenserkonflikts galt bis dahin innerhalb der Arabischen Liga als Vorbedingung für jede Normalisierung.

Ursprünglich wollte der damalige israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu im März in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen, doch wurde sein Besuch kurzfristig abgesagt, weil Jordanien die Überflugrechte verweigerte. Den Monat davor musste er seinen geplanten Besuch wegen der Corona-Reisebeschränkungen verschieben.

Nach einem Bericht der "Jerusalem Post" versuchte Netanjahu, seinen Außenminister Gabi Aschkenasi an einem offiziellen Besuch in den Emiraten zu hindern, weil er nicht wollte, dass dieser vor der Parlamentswahl im März ins Rampenlicht gerät. Nach der Wahl gelang es dann aber Lapid und dem rechten Hardliner Naftali Bennett im Juni, eine neue Koalitionsregierung mit Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum zu schmieden und damit die Ära des Langzeit-Ministerpräsidenten Netanjahu zu beenden.

Lapids Besuch erfolgt vor dem Hintergrund neuer Spannungen in den besetzten Palästinensergebieten. Die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in Ost-Jerusalem sowie die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen brachten Israels neue Handelspartner in Verlegenheit. Lapids Besuch am Dienstag fand in den Medien der Emirate nur wenig Beachtung.

by Andrew Harnik