Die Kulturminister der Bundesländer haben die Auswahl von Chemnitz als deutsche Kulturhauptstadt Europas 2025 bestätigt. Sie folgten einstimmig dem Votum einer internationalen Fachjury, wie das sächsische Kulturministerium in Dresden nach einer Konferenz der Ressortchefs am Montag mitteilte.
Die frühere Industriestadt in Sachsen hatte sich bereits im Oktober im Rahmen eines von den Kulturministern organisierten Verfahrens gegen die vier verbliebenen Konkurrenten Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg durchgesetzt. Entsprechend der Regeln des Auswahlverfahren musste die Entscheidung aber noch von den zuständigen Fachministern der Länder abgesegnet werden, abschließend erfolgt zudem noch eine Abstimmung mit dem Bund.
"Chemnitz wird damit zu einem kulturellen Aushängeschild Deutschlands mit nationaler, europäischer und internationaler Strahlkraft", erklärte der aktuelle Vorsitzende der Konferenz der Kulturminister, der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Mit der Wahl der Stadt sei das mehrjährige Verfahren zu einem "zu einem guten und erfolgreichen Abschluss gekommen".
Chemnitz ist die dritte deutsche Kulturhauptstadt Europas. Das Kulturhauptstädteprogramm ist eine EU-Initiative, mit der die Verbundenheit zur europäischen Kultur gefördert und deren Vielfalt verdeutlicht werden soll. Pro Jahr gibt es zwei Kulturhauptstädte aus zwei verschiedenen Mitgliedsstaaten.
Welche Länder in welchem Jahr gemeinsam die Kulturhauptstädte benennen dürfen, wird lange vorab festgelegt. 2025 sind dies Slowenien und Deutschland. 1988 war das damalige West-Berlin europäische Kulturhauptstadt. 2010 ging die Auszeichnung an Essen im Rahmen einer Gemeinschaftsbewerbung mit dem Ruhrgebiet.
Das Kulturhauptstädteprogramm der EU soll auch die Entwicklung der beteiligten Städte unterstützen. So soll es einen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten, den Tourismus beleben und das Ansehen der Städte in den Augen der Bewohner verbessern.
In Chemnitz hatte die Entscheidung der Jury im Oktober große Begeisterung ausgelöst. "Dieser Titel ist für Chemnitz die große Chance, viel zu geben und viel zu bekommen", hatte die damalige Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) erklärt. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die rechtsextremen Demonstrationen und Ausschreitungen, die die Stadt im August 2018 international in die Schlagzeilen gebracht hatten.
Nach Medienberichten war zuletzt noch einmal eine Debatte über Interessenkonflikte im Umfeld der internationalen Jury sowie fehlende Transparenz beim Auswahlverfahren entbrannt. Vor ihrer Entscheidung hatten die Kulturminister nach Angaben aus Dresden noch einmal ein Gespräch mit der Vorsitzenden des Gremiums, der österreichischen Kulturexpertin Sylvia Amann, geführt. Dabei seien die aufgeworfenen Fragen "geklärt worden", hieß es dazu.
Zugleich betonten die Kulturminister demnach "nachdrücklich" die Bedeutung eines transparenten und fairen Auswahlprozesses, in dem für alle Teilnehmer die gleichen Chancen herrschten. Der Vorsitzende der Konferenz werde sich bei der EU-Kommission für eine "Stärkung eines transparenten Auswahlprozesses" einsetzen, um das erfolgreiche europäische Projekt "zukunftsfest" zu machen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte am Montag, die Entscheidung für Chemnitz sei "eine großartige Chance für dies vielfältige Stadt und für ganz Sachsen". Landeskulturministerin Barbara Klepsch (CDU) betonte, nun sei es "wichtig, diesen Schwung zu nutzen". Das Land werde Chemnitz "wie angekündigt finanziell und personell unterstützen".
by Odd ANDERSEN