Beim Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Kiew hat der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sein Unverständnis für die ausbleibende Zusage Deutschlands zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern kundgetan. "Ich verstehe nicht, warum wir Zeit verschwenden", beklagte Kuleba am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Baerbock. "Und wir hätten bereits mehr erreichen können und mehr Leben von ukrainischen Soldaten und Zivilisten retten können, wenn wir Taurus bereits hätten."
Die Ukraine drängt Deutschland seit längerem dazu, die Marschflugkörper mit großer Reichweite und Zerstörungskraft zu liefern. Kiew hatte im Juni eine Gegenoffensive gegen die russischen Streitkräfte in der Ukraine gestartet, Fortschritte stellten sich bisher jedoch nur langsam ein.
"Wir respektieren Ihre Debatten, wir respektieren Ihre Verfahren", sagte Kuleba. Es gebe aber kein objektives Gegenargument. "Je schneller es geschieht, desto mehr wird es geschätzt. Es ist sehr einfach", fuhr Kuleba fort.
"Uns ist die Situation mehr als bewusst", sagte Baerbock. Sie verwies jedoch auf offene Fragen: "Wie bei den anderen Lieferungen, die wir geleistet haben, müssen alle Fragen geklärt werden."
Baerbock war am Morgen zu einem unangekündigten Besuch in Kiew eingetroffen. Es war ihr vierter Besuch in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar vergangenen Jahres.
Die Ministerin bekräftigte die deutsche Unterstützung für die Ukraine und würdigte die "enormen Reformanstrengungen" der Ukraine für ihr Ziel, Mitglied in der Europäischen Union zu werden. "Auf dem Weg in die EU kann die Ukraine bereits Beachtliches vorzeigen, sei es bei der Mediengesetzgebung oder der Justiz", sagte Baerbock. Auch bescheinigte sie der Ukraine Fortschritte im Kampf gegen die Korruption.
oer/ju