Besonders Alten- und Pflegeheimen droht auch in diesem Winter wieder eine neue Corona-Welle. Zuletzt waren bei einem Corona-Ausbruch in Schorfheide am Werbellinsee in einem Pflegeheim acht Bewohner gestorben! Offenbar waren in der Einrichtung nur 50 Prozent der Pflegekräfte gegen Covid-19 geimpft worden. Muss für die Mitarbeiter nun eine verpflichtende Corona-Impfung her?
Bei einem schweren Corona-Ausbruch in Schorfheide hatten sich insgesamt 42 Bewohner und 15 Mitarbeiter des Seniorenheims “Haus am Werbellinsee“ (Ortsteil Altenhof) angesteckt. Wie das Gesundheitsamt des Landkreises Barnim bestätigte, sind insgesamt 8 Patienten an den Folgen der Erkrankung gestorben. Offenbar war das Virus von den Mitarbeitern in die Einrichtung gebracht worden. Lediglich die Hälfte des Personals war gegen Covid-19 geimpft worden. Wegen Fällen wie diesem fordert Patientenschützer Eugen Brysch eine tägliche Testpflicht für Heim-Mitarbeiter. Ansonsten fürchtet Brych, dass sich die gleichen Fehler des Vorjahrs wiederholen könnten. “Wir haben die Booster-Impfung, die sehr schleppend vorangeht. Wir haben die Möglichkeit der aktuellen, täglichen Tests, was gar nicht mehr klappt“, warnt Brych schon jetzt. Außerdem werden Forderung nach einem Impfzwang für Mitarbeiter in Pflege- und Altenheimen laut. So hoffen die Angehörigen der im Seniorenheim in Schorfheide verstorbenen Heimbewohner darauf, dass die Impfpflicht für Pflegekräfte eingeführt wird.
Durch die weit verbreitete Delta-Variante des Coronavirus kommt es nun häufiger zu Impfdurchbrüchen. Dies hat zur Folge, dass auch Geimpfte das Virus in manchen Fällen weitergeben können. Auch aus diesem Grund werden die Forderungen nach einer Impfpflicht für
Pflegekräfte immer lauter. In den USA und Frankreich ist die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen bereits Pflicht. In Frankreich müssen sich Mitarbeiter im Gesundheitsbereich und auch Feuerwehrleute seit September impfen lassen. Und auch in Deutschland scheit dieses Thema nun auf den Tisch zu kommen. “Es ist mein Ziel, eine Impfpflicht für Pflegepersonal rechtssicher hinzubekommen“, erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Stefanie Drese (44, SPD) beim Wir. Eine Meinung, die auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (48, CDU) teilt, der eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen als sinnvoll bezeichnet hatte. Zudem gibt es allem Anschein nach einen Rückhalt für eine solche Maßnahme in der Bevölkerung. Laut einer Umfrage hatten sich 72 Prozent der Deutschen für eine Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen ausgesprochen.
Doch scheint es, als würde die Umsetzung einer solchen Maßnahmen einen enormen Zeitaufwand erfodern. So zeigt sich MV-Ministerin Drese skeptisch. Eine Umsetzung noch in diesem Winter scheint fast unmöglich zu sein, weil eine Impfpflicht für dieses Personengruppen im Infektionsschutzgesetz geregelt werden müsse. Schwierigkeiten sieht darin auch die brandenburgische Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (64, Grüne). Diese weist darauf hin, dass die Impfpflicht in Deutschland ein schwieriges Unterfangen sei. Spitzenpolitiker hatten seit dem Beginn der Impfkampagne immer wieder darauf hingewiesen, dass es keine Impfpflicht geben werde. Zudem sieht Nonnemacher hohe juristische Hürden, um eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen einzuführen. Bis zu einer Entscheidung fordert Nonnemach nun wieder tägliche Tests in besonders sensiblen Einrichtungen wie Pflegeheimen und Kliniken, damit sich das Todes-Drama aus dem Vorjahr nicht wiederholt.