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Kommt die Lösung für den Atommüll aus Deutschland?

Physiker des deutsch-kanadischen Unternehmens „Dual Fluid“ wollen einen neuartigen Kernreaktor entwickelt haben, der nicht nur sicher sei, sondern auch mit Atommüll betrieben werden kann.

Physiker von "Dual Fluid" behaupten, dass sie einen innovativen Kernreaktor entwickelt haben, der nicht nur sicher ist, sondern auch mit Atommüll betrieben werden kann. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Deutschland und Kanada und hat das Konzept in Berlin entwickelt. Ein erstes Modell des Reaktors soll nun in Ruanda, Afrika, gebaut und getestet werden.

BILD erklärt, wie der neue Reaktor funktioniert.

Die Idee für den neuartigen Reaktor steckt bereits im Namen des Unternehmens - "Dual Fluid", was auf Deutsch "zwei Flüssigkeiten" bedeutet. Die Forscher haben die Kernfusion entscheidend vorangebracht. Der Reaktor ist im Grunde genommen ein Zylinder. Im Inneren befindet sich angereichertes Uran, allerdings nicht in fester Form, sondern in flüssiger Form. Dem Uran wird eine kleine Menge Chrom hinzugefügt, um die Schmelztemperatur zu senken. Außen befindet sich eine weitere Flüssigkeit, nämlich Blei. Das Blei nimmt die Wärme der Kernreaktion auf und leitet sie nach außen, um sie zur Stromerzeugung zu nutzen. Dieses Konzept hat laut den Wissenschaftlern zwei große Vorteile: Obwohl der Testreaktor noch mit knapp 20 Prozent angereichertem Uran betrieben wird, kann er in Zukunft auch mit abgereichertem Uran, also Atommüll, betrieben werden. Außerdem macht die Konstruktion den Reaktor besonders sicher. Da sowohl das Uran als auch das Blei flüssig sind, kann sich der Reaktor selbst regulieren. Wenn die Temperatur im Reaktor steigt, dehnt sich die Flüssigkeit im Inneren aus und die Abstände zwischen den Atomen vergrößern sich. Dadurch wird die Kettenreaktion der Kernspaltung gebremst und der Reaktor kühlt wieder ab. Bisher gibt es nur Illustrationen von dem Zwei-Flüssigkeiten-Reaktor. Der Zylinder im Inneren, in dem schließlich die Kernreaktion stattfindet, soll nur so groß wie eine Waschmaschine sein.

Ist die Lösung für sichere Kernreaktoren mit wenig Atommüll also gefunden?

Noch nicht ganz. Der Zwei-Flüssigkeiten-Reaktor existiert bisher nur auf dem Papier. Aber das soll sich nun ändern. Ein erster Demonstrations-Reaktor soll nun in Ruanda, Afrika, gebaut werden und in zwei bis drei Jahren in Betrieb gehen. Der eigentliche Kernreaktor soll so groß wie eine Waschmaschine sein und nach Fertigstellung für zwei Jahre getestet werden. Das Ziel ist es, die Theorie in der Praxis zu überprüfen und Daten über mögliche Korrosion und Verschleiß im Inneren des Zylinders zu sammeln. Anschließend plant "Dual Fluid" das Zulassungsverfahren in Kanada einzuleiten.