Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hat sich offen für die Aufnahme von Mitgliedern der Linken in seine Partei gezeigt. "Unsere Türen stehen offen", sagte Klingbeil der "Welt am Sonntag". "Ich werde jetzt keine Mitgliedsformulare in der Linkspartei verteilen. Aber natürlich gilt: Wer sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität einsetzt und in unserem Land etwas bewegen will, ist in der SPD willkommen."
Hintergrund von Klingbeils Äußerungen ist die erwartete Abspaltung der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und einiger Gefolgsleute von der Linkspartei. Die ehemalige Fraktionsvorsitzende will am Montag vor der Presse in Berlin über die Gründung des Vereins "BSW - für Vernunft und Gerechtigkeit" informieren; das Kürzel soll für "Bündnis Sahra Wagenknecht" stehen. Der Verein gilt als Vorläufer einer neu gegründeten Wagenknecht-Partei.
Der zur SPD gewechselte Ex-Linkenpolitiker Thomas Lutze rechnet mit weiteren Überläufern für den Fall, dass die Fraktion als Folge einer Parteigründung durch Wagenknecht zerfällt. "Wenn die Fraktion auseinanderbricht, dann werden weitere Abgeordnete der Linken zu den Grünen oder zur SPD gehen", sagte der Bundestagsabgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstagsausgaben). "Sechs bis zehn würde ich einen Wechsel zur SPD zutrauen."
Lutze war kürzlich von der Linksfraktion in die SPD und deren Bundestagsfraktion übergetreten. Für Lutzes Aufnahme in den Berliner Landesverband machte sich nach RND-Informationen auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert stark. Dies sei auch aus dem Kalkül geschehen, weitere Linken-Abgeordnete zum Übertritt einzuladen. Deren Fraktion verliert den Fraktionsstatus, wenn noch zwei weitere Mitglieder gehen.
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