Beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der G7-Länder steht der Kampf gegen die Corona-Pandemie und den Klimawandel im Fokus der Beratungen. Nach Angaben von Gastgeberland Großbritannien vom Donnerstag will sich der Gipfel zu einer Milliarden-Spende von Impfstoff für ärmere Länder verpflichten. Für den Klimaschutz schwebt dem britischen Premierminister Boris Johnson ein "Marschallplan" für die Dekarbonisierung der Wirtschaft vor.
Die Staats- und Regierungschefs würden voraussichtlich ankündigen, "dass sie der Welt mindestens eine Milliarde Impfdosen gegen das Coronavirus zur Verfügung stellen", erklärte die britische Regierung. Laut Premier Johnson will London 100 Millionen Dosen dazu beisteuern. "Als Ergebnis des erfolgreichen britischen Impfstoffprogramms sind wir nun in der Lage, einige unserer überschüssigen Dosen mit denen zu teilen, die sie benötigen", sagte er.
Er hoffe, dass seine Amtskollegen "ähnliche Zusagen machen werden, damit wir gemeinsam die Welt bis Ende nächsten Jahres impfen und uns von dem Coronavirus erholen können." US-Präsident Joe Biden kündigte bereits offiziell eine Spende von 500 Millionen Impfstoffdosen für 92 ärmere Länder an.
Dies sei ein "historischer Schritt" im Kampf gegen die Pandemie, sagte Biden am Donnerstagabend während eines Besuchs in Südengland. Damit würden die Vereinigten Staaten ihrer "Verantwortung" und "humanitären Verpflichtung" gerecht, "so viele Menschenleben wie möglich zu retten". Auch sei die Spendenaktion als Maßnahme gegen das mögliche Auftreten neuer Varianten des Coronavirus im eigenen Interesse der USA.
In den vergangenen Monaten hatte die Biden-Regierung den Schwerpunkt noch ganz auf die Versorgung der eigenen Bevölkerung mit Corona-Impfstoffen gelegt. Der seit Januar amtierende US-Präsident nimmt ab Freitag im südenglischen Carbis Bay an dem dreitägigen G7-Gipfel teil. Es handelt sich um Bidens erste Auslandsreise seit seinem Amtsantritt.
Der französische Präsident Emmanuel Macron appellierte am Donnerstag an die Hersteller der Corona-Vakzine, zehn Prozent ihrer Impfdosen an die armen Länder zu spenden. Frankreich hat bislang im Rahmen einer EU-Verpflichtung genau wie Deutschland eine Impfstoffspende von 30 Millionen Dosen zugesagt.
Die staatlichen Hilfslieferungen von Impfdosen an andere Länder müssten durch Spenden der Pharmabranche ergänzt werden, sagte Macron in Paris. Die Staaten hätten "massiv" in die Forschung zu den Vakzinen und deren Aufkauf investiert. Deshalb sei es "legitim", wenn die Unternehmen "in proportionaler Weise zu dieser Solidarität beitragen".
Der Kampf gegen die globale Erwärmung ist die zweite Priorität des Gipfels. Johnsons erklärte Ambition sei ein "Marshallplan" - in Anlehnung an die massiven US-Finanzhilfen für den Wiederaufbau Europas nach dem zweiten Weltkrieg - , um Entwicklungsländern bei der Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft zu helfen, berichtete die "Times".
Die G7-Umweltminister hatten sich im Mai dazu verpflichtet, die Unterstützung von Kohlekraftwerken mit öffentlichen Geldern noch in diesem Jahr zu beenden. Daneben gelobten sie "ehrgeizige und beschleunigte Anstrengungen" zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen.
Nach monatelangen Videokonferenzen bringt der Gipfel erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada, Japan und den USA zusammen. Für US-Präsident Joe Biden ist es der erste internationale Gipfel seiner Amtszeit, ebenso für Italiens Mario Draghi und Japans Yoshihide Suga. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dürfte es der letzte sein.
by Brendan Smialowski