Schauspieler Klaus Maria Brandauer (77, "Jenseits von Afrika", "James Bond 007 - Sag niemals nie") spielt im TV-Experiment "Ferdinand von Schirach: Feinde" am 03. Januar den Strafverteidiger Konrad Biegler, der in einem tödlich endenden Entführungsfall dem Verdächtigen zur Seite steht. Gezeigt werden zwei Spielfilme ("Gegen die Zeit", "Das Geständnis") und eine Dokumentation zum selben Thema - ab 20:15 Uhr gleichzeitig im Ersten und allen dritten Programmen. Im einen Film wird die Perspektive des ermittelnden Polizisten, Kommissar Nadler (Bjarne Mädel, 52) gezeigt, im anderen die des Anwalts.
Wie er über Recht und Gerechtigkeit denkt, erzählt der internationale Filmstar im Interview mit spot on news. Dabei verrät er unter anderem auch, ob er mit Strafverteidiger Biegler gern befreundet wäre und wie er es mit Gesundheitsfragen hält - Biegler nimmt es damit nicht so genau.
Klaus Maria Brandauer: Ich fand das Drehbuch beim ersten Lesen gut und wollte gern dabei sein. Das passiert mir nicht so häufig. Die Frage, auf welcher Seite ich persönlich stehe, die stellt sich eigentlich nicht. Meine Aufgabe ist es, den Biegler so plausibel und nachvollziehbar wie möglich, als guten Strafverteidiger vor die Kamera zu bringen, denn nur so kann die Geschichte funktionieren. Wir sind ja, bei aller Brisanz des Themas, immer noch im Bereich der Fiktion und da kommt es natürlich auch darauf an, das Publikum zu unterhalten und aufmerksam zu halten. Umso mehr, weil es sich ja um zwei komplette Filme handelt, bei denen man dranbleiben soll.
Brandauer: Befreundet wäre wohl der falsche Ausdruck, ich verstehe ihn ganz gut. Wenn das nicht so wäre, dann hätte ich ihn nicht spielen können. Ich muss bei jeder Figur einen oder am besten mehrere persönliche Ansatzpunkte finden, um das dann auch nachvollziehbar darstellen zu können. Jemanden einfach nur vorspielen, das kann ich nicht. Und ich glaube, eine zu große Ähnlichkeit im Charakter und in der Persönlichkeit ist der Freundschaft nicht immer zuträglich, interessanter sind doch die Unterschiede, weil sie uns herausfordern.
Brandauer: Nein, das habe ich nie in Erwägung gezogen, obwohl mein Vater es sicher gern gesehen hätte, dass ich Jura studiert hätte. Es ist dann anders gekommen. Ich bin ja auch in jeder Rolle, die ich spiele, der Anwalt meiner Figur und genauso ihr Ankläger. Bester Freund und ärgster Feind, diese Freiheiten muss ich mir nehmen können, denn ansonsten wird es eindimensional und langweilig.
Brandauer: Das ist sicher eine spannende Möglichkeit, zu schauen, wie sich das alles einlöst, was man sich zuvor ausgemalt hat. Beim Theaterspielen passt man sich ja bei jeder Vorstellung an, nimmt die Tagesform von sich selber und vom Publikum auf. Das geht ganz intuitiv, ohne Bemühung. Beim Film muss man das alles im Vorfeld investieren, kann nach dem Dreh nichts mehr korrigieren, das macht die beiden Felder so unterschiedlich.
Brandauer: Das ist am Ende immer die Frage nach dem Rechtsstaat. Ich finde es sehr wichtig, dass es ihn gibt, auch wenn er nicht immer alle zufrieden stellen kann. Das würde auch seinem Grundprinzip widersprechen. Der Rechtsstaat kann eben nicht in allen Fällen für Gerechtigkeit sorgen. Bei aller Auseinandersetzung bleibt aber wichtig: Man darf beides, also Recht und Gerechtigkeit, nicht gegeneinander ausspielen.
Brandauer: Ich kann sie zumindest ganz gut nachvollziehen, bin aber persönlich ein bisschen strenger mit mir, als der Biegler. So achte ich schon darauf, dass ich mich gesund ernähre und ich versuche auch, so oft es geht an der frischen Luft zu sein. Mit dem Rauchen habe ich schon vor mehr als zwanzig Jahren aufgehört. Aber ich finde es gut, dass der Biegler Kettenraucher ist, das macht ihn schon fast zu einer Ausnahmeerscheinung.
Brandauer: Eher selten, ich gehe zu Fuß, wann immer es sich einrichten lässt. Und zu Hause in der Steiermark bin ich gern im Wald unterwegs.