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Kirchen stellen sich wegen Mitgliederschwunds auf erhebliche Einnahmeverluste ein

Die christlichen Kirchen in Deutschland müssen sich wegen des sich beschleunigenden Mitgliederschwunds auf erhebliche Einnahmeverluste einstellen. "Wir gehen davon aus, dass wir 2060 weniger als 50 Prozent unserer bisherigen finanziellen Mitteln zur freien Verfügung haben werden", sagte Thomas Frings, Finanzdezernent beim Bistum Limburg, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Donnerstag. Der Deutschen Städte- und Gemeindebund fürchtet, dass Betreuungsangebote für junge Menschen und Senioren wegfallen könnten.

Die Zahl der Kirchenaustritte beschleunigte sich zuletzt rasant. Im vergangenen Jahr trat mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche aus. Die Mitgliederzahl verringerte sich damit auf 20,9 Millionen. Die evangelische Kirche verlor ihrerseits 380.000 Mitglieder und hatte zuletzt noch 19,1 Millionen Mitglieder.

Schon im Jahr 2019 hatte die sogenannte Freiburger Studie ein düsteres Zukunftsbild für die christlichen Glaubensgemeinschaften skizziert: Sollte keine Trendumkehr gelingen, so dürfte sich die Mitgliederzahl beider Kirchen demnach bis 2060 halbieren.

Dies könnte sich nun sogar als zu optimistisch erweisen. Denn die Studienautoren gingen in ihren Berechnungen noch von einem Mitgliederrückgang von 1,1 Prozent je Jahr aus – 2022 verlor das Bistum Limburg jedoch rund 2,6 Prozent seiner Mitglieder, wie Frings der Zeitung sagte. Mit Rücklagen aus Überschussjahren decke das Bistum gegenwärtig sein operatives Defizit, verglichen mit den Leistungsanforderungen sei dieses Finanzierungssystem aber nicht zukunftsfähig.

"Die Zahl der aktiven Mitarbeitenden wird bis zum Jahr 2060 erheblich sinken müssen sowie auch die Zahl der Kirchengebäude", heißt es bei der Evangelischen Kirche in Deutschland. "Die Kirche wird sich verändern und ihr Angebot anpassen müssen." Sie werde "an manchen Stellen nicht mehr all das machen können, was jetzt noch möglich ist", erklärt die EKD auf ihrer Webseite und verweist auf die Rolle als Trägerin von Kindertagesstätten, Bildungseinrichtungen und Beratungsstellen.

Gelinge es nicht, den Ausfällen mit neuen Einnahmequellen entgegenzusteuern, seien Kürzungen auf der Ausgabenseite mittelfristig unausweichlich, sagte Frings. Konkrete Sparmöglichkeiten sieht er im Verwaltungsbereich, auf den rund 16 Prozent des Kirchensteueraufkommens entfallen. Interne Prozesse könnten durchaus noch effizienter gestaltet werden, sagte der Finanzdezernent.

"Wenn dieses Potenzial ausgeschöpft ist, müssen wir aber über Leistungsbereiche wie Kita, Schulen, Caritas oder Zuschusszahlungen an die Kirchengemeinden reden." Bei den Kindertagesstätten kämen in der Regel rund 15 Prozent der Betriebsmittelzuschüsse aus der Bistumskasse, den Rest übernähmen die Gemeinden. "Ich habe große Fragezeichen, ob wir das langfristig aufrechterhalten können", sagte Frings.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, fürchtet, dass durch gekürzte Kirchendienstleistungen auch Betreuungsangebote wegfallen würden, die von staatlicher Hand nicht ersetzt werden können. "Kirchen sind immer noch ein Klebemittel für den sozialen Zusammenhalt", sagte er der "FAZ". So würden Pfarrstellen beispielsweise wertvolle Arbeit bei der Jugend- und Altersbetreuung leisten.

Die rein finanziellen Auswirkungen des kirchlichen Mitgliederschwunds für die Kommunen hält Landsberg allerdings für überschaubar. Staatliche Mittel könnten einen Ausgabenrückgang bei den Kirchen durchaus abfedern, um etwa den Betrieb einer Kindertagesstätte aufrechtzuhalten.

mt/cfm