Wechsel an der Spitze des Kinderschutzbundes: Der langjährige Präsident Heinz Hilgers gibt sein Amt ab, seine Nachfolgerin soll die Pädagogik-Professorin Sabine Andresen werden. "Rund 30 Jahre habe ich im Ehrenamt als Präsident des Kinderschutzbundes gewirkt", sagte Hilgers der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Samstagsausgaben). Er freue sich nun, "das Amt in jüngere Hände übergeben zu können".
Andresen solle am 13. Mai zur Nachfolgerin gewählt werden. Hilgers betonte, die Pädagogik-Professorin mit dem Schwerpunkt Kindheit und Familie unterstütze seine Arbeit bereits jetzt als Stellvertreterin und sei zudem Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs gewesen.
Der 74-jährige Hilgers stand 30 Jahren an der Spitze des Verbands. "Einer der größten Erfolge in meiner Zeit als Präsident des Kinderschutzbundes war, dass es gelungen ist, das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung durchzusetzen", sagte er. Das habe die Art, wie die Gesellschaft mit Kindern umgehe, nachhaltig verändert. Er wünsche sich "von der Politik als Abschiedsgeschenk, dass sie sich auf eine Kindergrundsicherung verständigt, die diesen Namen wirklich verdient".
"Wir laufen gerade Gefahr, dass die Kindergrundsicherung zwar kommt, sich mit ihr aber nur geringfügig etwas verbessert", warnte Hilgers. "Den Kindern ist mit einer Alibireform kaum geholfen." Nur wenn der Staat deutlich mehr Geld in die Hand nehme, könne Kinderarmut wirksam bekämpft werden.
"In Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels darf der Staat es sich nicht leisten, Kinderarmut nicht wirksam zu bekämpfen", betonte er. "Wir brauchen eine ausreichend finanzierte Kindergrundsicherung nicht nur aus menschlichen Gründen, sondern auch aus ökonomischen." Hilgers forderte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) auf, er müsse sich "dringend einen Ruck geben".
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Lindner streiten seit Wochen öffentlich über die Ausgestaltung und Finanzierung der Kindergrundsicherung. Die FDP hält die von Paus ab 2025 veranschlagte Summe von zwölf Milliarden Euro pro Jahr für zu hoch.
Die Kindergrundsicherung soll ab 2025 verschiedene Leistungen wie Kindergeld und Kinderzuschlag bündeln. Dies dürfte dazu führen, dass mehr Menschen, die Anspruch auf die Zahlungen haben, diese auch erhalten - heute ist das oft nicht der Fall, weil Familien ihre Rechte nicht kennen oder die Antragstellung zu kompliziert ist. Paus hält zudem Leistungserhöhungen für nötig.
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