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Kein Ende der Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern in Sicht

Auch eine Woche nach Beginn von neuem Konflikt weiter gegenseitiger Beschuss

Auch eine Woche nach Beginn des jüngsten Konflikts zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Als Reaktion auf palästinensischen Raketenbeschuss bombardierte die israelische Armee in der Nacht zum Montag erneut dutzende Ziele im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen. Internationale Aufrufe zu einem Ende der Gewalt stießen auf taube Ohren. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte Israel die Solidarität der Bundesregierung zu.

Israelische Kampfjets warfen in der Nacht laut Berichten von AFP-Reportern dutzende Bomben über dem dicht besiedelten Gazastreifen ab. Die Angriffe führten zu massiven Stromausfällen in dem Küstenstreifen, hunderte Gebäude wurden nach Angaben der palästinensischen Behörden zerstört oder beschädigt.

Seit dem Ausbruch der Gewalt vor einer Woche wurden im Gazastreifen 200 Menschen getötet, darunter 59 Kinder. Mehr als 1300 Menschen wurden laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium verletzt. In Israel wurden den Behörden zufolge zehn Menschen beim Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen getötet, darunter ein Kind, und mehr als 300 Menschen verletzt.

Regierung und Militär in Israel versichern, ihre Angriffe zielten vor allem auf die Infrastruktur der Hamas ab. Nach Armeeangaben vom Montag wurden bei den nächtlichen Bombardements die Häuser von neun “ranghohen” Hamas-Kommandeuren getroffen.

Zum dritten Mal startete die Armee zudem Angriffe auf das weitverzweigte Tunnelsystem der Palästinenserorganisation: 54 Kampfjets beschossen demnach ein 15 Kilometer langes Tunnelnetz. Auch einer der Kommandeure des Islamischen Dschihad, Hossam Abu Harbid, wurde nach Angaben der militanten Palästinenserorganisation getötet.

Am Morgen waren die Straßen von Gaza menschenleer, während aus einer Matratzenfabrik dichter schwarzer Rauch quoll. Er habe das Gefühl gehabt, dass er die Angriffe nicht überleben werde, sagte der Bewohner Gasan Mani Kasaat. “Wir sind Zivilisten und keine Kämpfer”, dies müsse Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu doch erkennen. Israel wirft der Hamas vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

US-Außenminister Antony Blinken rief am Montag beide Seiten auf, den Schutz von Zivilisten sicherzustellen. “Insbesondere Kinder” müssten geschützt werden, sagte er. Israel habe “als Demokratie eine besondere Verantwortung” dafür.

Insgesamt wurden laut israelischer Armee rund 3200 Raketen aus dem Gazastreifen Richtung Israel abgefeuert, von denen über ein Drittel vom Abwehrsystem Iron Dome abgefangen wurde. Seit Tagen kommen die Menschen in Tel Aviv und anderen Städten kaum noch aus ihren Schutzräumen. Regierungschef Netanjahu kündigte in einer Fernsehansprache an, die “Kampagne gegen die Terrororganisationen” werde mit voller Macht weitergehen.

Die Bundesregierung rief die Hamas am Montag erneut auf, den Raketenbeschuss einzustellen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach zudem telefonisch mit Netanjahu über die aktuelle Lage in Nahost. “Die Bundeskanzlerin verurteilte die fortgesetzten Raketenangriffe von Gaza auf Israel erneut scharf und sicherte dem Ministerpräsidenten die Solidarität der Bundesregierung zu”, teilte ihr Sprecher im Anschluss mit.

Eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats endete derweil erneut ohne Ergebnis. Diplomaten zufolge blockierten die USA wie auch schon in den beiden vorangegangenen Sitzungen eine gemeinsame Erklärung. Die USA würden weiter mit “intensiver Diplomatie” versuchen, die “derzeitige Spirale der Gewalt” zu beenden, erklärte Blinken am Montag. “Wir sind bereit, Unterstützung zu leisten, wenn die Parteien einen Waffenstillstand anstreben.”

Die Gewalt zwischen der Hamas und Israel ist die schlimmste seit dem 51-tägigen Gaza-Krieg von 2014, als Israel neben Luftangriffen auch eine Bodenoffensive im Gazastreifen gestartet hatte, um den Raketenbeschuss aus dem Gebiet zu beenden. Auf palästinensischer Seite wurden damals mehr als 2250 Menschen getötet, darunter vor allem Zivilisten. Israel zählte 74 Tote – fast ausschließlich Soldaten.

Auslöser der jüngsten Eskalation war die drohende Zwangsräumung palästinensischer Wohnungen in Ost-Jerusalem. Dort kam es nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Montag erneut zu Zusammenstößen und Festnahmen. Zuvor hatte ein Mann dort bei einem Anschlag mit seinem Auto sieben Polizisten verletzt, bevor er erschossen wurde.

by Von Adel ZAANOUN

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