Die anstehende Fußball-Europameisterschaft (11. Juni bis 11. Juli) wird das letzte Turnier von Joachim "Jogi" Löw (61) als Bundestrainer sein. Ob das die Interviews mit ihm am Rande der Spiele wohl leichter oder schwerer macht? Katrin Müller-Hohenstein (55) wird das "sportstudio live - UEFA EURO 2020" (ZDF) moderieren und ebendiese Interviews mit ihm führen. Ihre Einschätzung verrät sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news. Außerdem erzählt sie von den Vorbereitungen und einer Art speziellem Corona-Führerschein, den sich die UEFA für Journalisten etc. ausgedacht hat.
Katrin Müller-Hohenstein: Ich denke, man sollte insgesamt ein bisschen ausgeruht sein, weil es doch sehr anstrengende Wochen sind. Insofern feiere ich vor solchen Großevents keine großen Partys - was diesmal ja nicht schwergefallen ist. Körperlich bin ich eigentlich immer fit, weil mein Programm 356 Tage im Jahr läuft. Und auch inhaltlich bin ich eigentlich immer auf dem Laufenden. Das bringt mein Job so mit sich. Wenn ein Großevent wie die Fußall-Europameisterschaft startet, schaue ich mir die Gegner der Nationalmannschaft aus der Vorrunde vorab schon mal etwas genauer an. Alles, was danach passiert, wissen wir ja noch nicht. Das ist auch das Schöne an so einem Turnier. Die eigentliche Vorbereitung passiert dann immer erst am Tag vor dem jeweiligen Spiel.
Müller-Hohenstein: Ich habe in diesem Jahr zwei Rollen. Von Mainz aus begleite ich mit den Experten die Spiele. Und wenn die deutsche Mannschaft im Einsatz ist, bin ich vor Ort dabei und mache die Interviews mit Bundestrainer Jogi Löw. Das heiß, dass ich in der Vorrunde auch zwei Termine in München haben werde, weil wir [das ZDF, Red.] zwei Spiele übertragen - das dritte Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft hat die ARD. Das weitere Turnier muss man dann natürlich abwarten.
Müller-Hohenstein: Schwieriger werden die Interviews sicher nicht werden. Ganz im Gegenteil, ich glaube, es wird eher einfacher, weil die Situation für alle von vorneherein klar ist. Beispielsweise können wir uns sämtliche Fragen in Richtung, wie es nach dem Turnier mit ihm weitergeht, sparen, weil wir es einfach schon wissen. Diese Klarheit zu haben, ist für alle ein großer Vorteil. Ich hoffe, dass er dieses letzte Turnier nochmal so richtig genießen kann. Das gönne ich ihm von Herzen.
Müller-Hohenstein: Ja. Ich freue mich schon ganz besonders auf das Finale Deutschland gegen England. Und das Spiel endet dann 4 zu 2 für Deutschland und zwar ausschließlich mit regulären Treffern, wenn Sie es ganz genau wissen wollen.
Müller-Hohenstein: Ich habe bisher immer auf England getippt, wenn ich gefragt wurde. Die haben schon so lange keinen Titel mehr gewonnen, irgendwann ist es generell einfach mal wieder Zeit dafür. Dieses Jahr haben sie aber auch tatsächlich eine sensationelle Mannschaft. Ich glaube, dass sie sehr weit kommen werden. Und der deutschen Mannschaft traue ich natürlich immer das Finale zu, das ist doch klar.
Müller-Hohenstein: Das ist generell eine tolle Geschichte, die Feste, die da immer gefeiert werden. Aber wenn es wegen Corona nicht geht, dann geht es eben nicht. Da muss man wohl je nach Situation und offiziellen Empfehlungen spontan entscheiden.
Müller-Hohenstein: Für mich ändert sich nicht so viel, weil ich ja jetzt schon seit Monaten unter Corona-Bedingungen arbeiten und somit auch einigermaßen viel Erfahrung sammeln konnte. Ich weiß, wie nahe ich einem Interviewpartner kommen kann. Und bisher hat das auf Distanz auch immer gut funktioniert. Wie es diesmal sein wird, da lasse ich mich einfach überraschen.
Müller-Hohenstein: Ja. Wir haben eine Unterweisung bekommen und mussten danach einen Test absolvieren, um das entsprechende Zertifikat zu erhalten. Ein bisschen kann man es sich wie beim Führerschein vorstellen. Im Prinzip ging es darum, das bisher Erlernte nochmal zu rekapitulieren: Was mache ich, wenn ich Halsschmerzen habe? Und so weiter. Es ist alles ganz vernünftig und ich finde gut, dass sie das gemacht haben.
Müller-Hohenstein: Ja, das ist wirklich schade. Ich hätte es auch besser gefunden, wenn man es so gemacht hätte, wie im vergangenen Jahr bei der Champions League. Alle Spiele hätten an einem Ort stattfinden können. Es gibt ja etliche Orte in Europa, in denen es mehrere Stadien gibt, wo man das hätte machen können. Jetzt fliegen diese ganzen Trosse kreuz und quer über den Kontinent. Das ist in diesen Zeiten sicherlich nicht die Ideallösung, aber nun ist es so und dann drücken wir mal die Daumen, dass alles gut geht. Die grundsätzliche Idee, das Turnier wegen des Jubiläums über Europa verteilt auszurichten, ist aber fantastisch.
Müller-Hohenstein: Ja, genau. Ich gehe mal davon aus, dass es daran liegt, dass sie das ganze Merchandising schon auf 2020 ausgerichtet hatten. Und es wäre ja auch wirklich ein völliger Irrsinn gewesen, das alles zu vernichten. Und eigentlich ist ja auch die Euro 2020. Ich finde das gut.
Müller-Hohenstein: Ich mache tatsächlich auch mal richtig Pause, lass das Handy und den Rechner aus und vertiefe mich über Stunden in ein Buch. Das kann ich ganz gut. Das ist aber auch wirklich extrem wichtig. Ansonsten ist es ja ein Thema, das einen 24 Stunden am Tag begleiten kann, wenn man das gerne möchte. Das könnte dann aber auf Dauer zu viel werden.
"Die UEFA EURO 2020 beginnt am Freitag (11.6.) mit dem Eröffnungsspiel Türkei gegen Italien in Rom. Das Erste überträgt ab 20:15 Uhr; Anpfiff ist um 21 Uhr. Das Finale läuft dann am 11. Juli im ZDF. Die Sendung startet ebenfalls um 20:15 Uhr und das Spiel in London um 21 Uhr."